Ernüchterung bei Lärmschutzstudie zur A8

Geplante Lärmschutzwälle würden laut einer vorgestellten Studie kaum zum Lärmschutz beitragen.

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Die Ergebnisse des von der Stadt Pforzheim beauftragten Lärmschutzgutachtens zum sechsspurigen Ausbau der A8 liegen vor und wurden heute von Oberbürgermeister Peter Boch und Baubürgermeisterin Sibylle Schüssler in einer Spitzenrunde von Politikern und Amtsträgern aus Stadt und Region vorgestellt. Die von Modus Consult erstellte Studie geht von einer Erhöhung der Lärmschutzwälle an der Bundesautobahn A8 auf 10 Meter und einem verlängerten Prognosehorizont bis 2035 aus.

Im Ergebnis bestätigt das Gutachten, was bereits eine im Februar von der Stadt vorgestellte Berechnung ergeben hatte; nur geringfügig weichen einzelne Parameter voneinander ab. Weder für die Gemeinde Kieselbronn noch für den Pforzheimer Stadtteil Eutingen stellen erhöhte Lärmschutzwälle an der A8 eine „wirkungsvolle zusätzliche Schallschutzmaßnahme“ dar. Bestenfalls kann für den nordöstlichen Rand der Eutinger Wohnbebauung eine gerade noch wahrnehmbare Gesamt-Lärmpegelminderung von zwei Dezibel erreicht werden, die auf diesem niedrigen Niveau allerdings nicht als hörbare Entlastung wirkt.

Die Teilnehmer der Spitzenrunde nahmen die Ergebnisse der neuen Studie zur Kenntnis. Dennoch bestand Einvernehmen darin, sich an die Vereinbarung zu halten, die beim regionalen Gipfeltreffen am 8. Juni getroffen wurde: „Wenn die prognostizierten Lärmwerte nicht signifikant niederer sind“, hieß es damals mit Blick auf das neu in Auftrag zu gebende Lärmschutzgutachten, „wird das Aufschütten von Lärmschutzwällen nicht mehr weiter verfolgt“. Da das neue Gutachten nun genau dieses Ergebnis erbracht hat, herrschte Konsens, dass vor diesem Hintergrund erhöhte Lärmschutzwälle an der A8 im Bereich Pforzheim keinen Sinn machen und auch das bereits angestoßene Bebauungsplanverfahren nicht weiterverfolgt werden sollte. Außerdem kam die Runde überein, dass die Bürgerschaft im Rahmen einer öffentlichen Informationsveranstaltung über die Ergebnisse der Studie informiert werden soll. Der Termin dafür wird in Kürze bekannt gegeben.

Die Ergebnisse im Detail

Für die Gemeinde Kieselbronn wäre bezogen auf den Verkehrslärm der Autobahn A8 eine Lärmminderung von 0,7 Dezibel erreichbar, bezieht man die Kreisstraßen – Julius-Heydegger-Straße und Kieselbronner Straße – mit ein, sind es sogar nur 0,2 Dezibel. Lärmpegelunterschiede sind überhaupt erst ab einer Differenz von zwei bis drei Pegel akustisch wahrnehmbar.

Auch für den Pforzheimer Stadtteil Eutingen sind die Ergebnisse nicht wesentlich besser, die erzielbare Lärmminderung sei „keine schalltechnisch wirkungsvolle zusätzliche Schutzmaßnahme“, heißt es dazu im Gutachten. Bei ausschließlicher Betrachtung der Verkehrsgeräusche der A8 liegt die Lärmminderung bei maximal 2,6 Dezibel, also einem Bereich der gerade noch wahrnehmbar ist, jedoch nicht zu einer hörbaren Entlastung führt. Bezieht man den Lärm der Kreisstraßen mit ein, verringert sich der Lärmschutz entsprechend. Selbst im Nordosten von Eutingen entlang der Bebauung „Auf der Höhe“ – also abgerückt von der Kreisstraße – läge er nur bei rund zwei Dezibel, entlang der Bebauung an der Kreisstraße „Am roten Mäuerle“ bei 0,3 Dezibel.

Hinzu kommt, dass die betroffenen Flächen im Landschaftsschutzgebiet liegen, die Wall-Erhöhung einen höheren Flächenverbrauch und damit verbunden einen weiteren Verlust wertvoller landwirtschaftlicher Flächen verursacht und im Übrigen einen Konflikt mit dem Artenschutz hervorruft. Eine Befreiung von der Landschaftsschutzgebietsverordnung kann nur erteilt werden, wenn die Wall-Erhöhung eine signifikante Lärmminderung bringt, da ansonsten die gerade genannten Belange überwiegen. Da die erhöhten Lärmschutzwälle – wie festgestellt – keine wahrnehmbare Gesamt-Lärmentlastung bringen würden, kann davon allerdings nicht ausgegangen werden.

An dem Gipfeltreffen nahmen auf Einladung der Rathausspitze die Abgeordneten Gunther Krichbaum MdB (CDU), Prof. Dr. Erik Schweickert MdL (FDP) und Stefanie Seemann MdL (Grüne) teil, Bundestagsabegordnete Katja Mast war aufgrund der Sitzungswoche des Bundetags entschuldigt. Regierungspräsidentin Nicolette Kressl ließ sich durch den stellvertretenden Abteilungsleiter Jürgen Scherm (Referat 41, Recht und Verwaltung) und A8-Projektleiter Timo Martin vertreten. Mit dabei waren auch Kieselbronns Bürgermeister Heiko Faber, der Eutinger Ortvorsteher Helge Hutmacher, Verbandsdirektor Dr. Matthias Proske vom Regionalverband Nordschwarzwald, Regionalverbandsvorsitzender Jürgen Kurz sowie die Pforzheimer Stadträte Ralf Fuhrmann (SPD), Christof Weisenbacher (WiP/Linke) und Wolfgang Peter Gremminger (AfD).

Quelle(n): pm

Besim Karadeniz
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