Fotografieren ist ein faszinierendes Hobby. Und besonders spannend ist es an Plätzen, die normalerweise für die Öffentlichkeit gesperrt sind.
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Mystisch und auch ein wenig gruselig ist der erste Eindruck, den man in einem verlassenen Haus im Enzkreis bekommt. Hobbyfotografen sind der Einladung von Alexander Freimüller vom Fotocamp Pforzheim gefolgt. Das Haus steht ganz unscheinbar zwischen den Nachbarshäusern, beim Vorbeifahren merkt man nicht, dass es unbewohnt ist. Nur, wenn man davor stehen bleibt, kann man entdecken, dass bei einem der Fenster im ersten Stock eine Scheibe kaputt ist.
„Lost Place“ – der vergessene Ort
Orte, die aufgegeben wurden, in Vergessenheit geraten sind oder aufgrund tragischer Ereignisse fluchtartig verlassen worden sind, werden „Lost Place“ genannt. Es kann sich hierbei um die unterschiedlichsten Einrichtungen handeln: Ein Krankenhaus, welches nicht mehr betrieben wird oder ein Hotel in verkehrsungünstiger Lage, das auf Grund teurer Renovierungskosten vom Besitzer nicht mehr weiter betrieben wurde, da sich auch kein Käufer fand.
Üblich ist es, dass man an diesen Orten „nur seine Fußspuren hinterlässt“ und nichts entfernt, damit auch nachfolgende Fotografen ihren Spaß haben können. Das einzige, was man mitnimmt, sind Bilder und Erinnerungen. Deshalb werden diese Plätze auch nicht öffentlich gemacht, da man natürlich verhindern möchte, dass Plünderungen oder Zerstörungen stattfinden.
Als bekanntes Beispiel kann man die Gegend um Tschernobyl nennen, hier findet man Häuser, die 1986 nach der Reaktorkatastrophe fluchtartig verlassen wurden und die Tageszeitung noch neben der Kaffeetasse auf dem Tisch steht.
Unterschiedliche Stimmung bei den Teilnehmern
Das Haus, welches schon längere Zeit nicht mehr bewohnt und vermutlich irgendwann abgerissen wird, ist für die Fotografen sehr spannend, da man in der Vergangenheit stöbern und die Räumlichkeiten fotografisch festhalten kann. Organisator Alexander Freimüller reizt es, das Gemäuer zu erkunden und herauszubekommen, was es wohl alles schon erlebt hat: „Ich muss das in einem kleinem Personenkreis erleben, denn ich mag das eher ohne Störung erspüren,“ so der Hobbyfotograf aus Serres.
Frank Weidle hat die Veranstaltung nur aus Neugier besucht. Er fotografiert am liebsten Menschen, hat aber bei dem verlassenen Haus einige Paralleln zur sogenannten Straßenfotografie entdeckt: „Man muss die Augen offen halten und das gewisse Etwas für den jeweiligen Ort finden und festhalten.“
Für Anja da Silva Teixeira war es eine bedrückende Situation im verlassenen Haus. „Ich habe mich ein wenig unwohl gefühlt, weil ich das Gefühl hatte, im Leben des früheren Bewohners zu wühlen. Es lagen viele persönliche Gegenstände herum, Postkarten hingen an der Wand und Zettel mit privaten Notizen und Gedanken. Deshalb bin ich auch nach kurzer Zeit wieder nach draußen und habe keine Fotos gemacht.“
Ansichtssache – „Die rote Couch“
Besonders interessant ist es, wenn später Bilder verglichen werden. Alle Teilnehmer finden die gleiche Ausgangssituation vor und trotzdem sieht jeder ein Zimmer aus einer anderen Perspektive. Der Raum mit der roten Couch wurde fast von allen fotografisch festgehalten, spannend sind die unterschiedlichen Ergebnisse.
Zur Begehung des Abrisshauses hat Marcello Kutzner gleich ein Fotomodel mitgebracht und hat sie der Umgebung entsprechend passend in Szene gesetzt.