Pforzheimer Delegation besucht jüdischen Deportiertenfriedhof

Pforzheimer Delegation im südfranzösischen Gurs, von links: Hilda-Gymnasiast Devin Arndt, Leiterin des Stadtarchivs Klara Deecke, Oberbürgermeister Peter Boch, Hilda-Gymnasiastin Michelle Hudjetz und Stadtrat Rolf Constantin (Foto: Stadt Pforzheim)

Gedenkveranstaltung in Südfrankreich mit Schülern des Hilda-Gymnasiums.

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Sechseinhalbtausend Menschenleben, sechseinhalbtausend Schicksale – am 22. Oktober 1940 deportierten die Nationalsozialisten 6504 jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger aus den damaligen NS-Gauen Saarpfalz und Baden in das Lager Gurs in Südfrankreich. Im Gedenken daran lädt die Arbeitsgemeinschaft zur Unterhaltung und Pflege des Deportiertenfriedhofs in Gurs jährlich zu einer Gedenkveranstaltung ein. In diesem Jahr bekleidet Pforzheims Oberbürgermeister Peter Boch die Rolle des Sprechers dieser Arbeitsgemeinschaft. Gemeinsam mit Stadtrat Rolf Constantin, der Leiterin des Stadtarchivs Klara Deecke sowie den Jugendlichen vom Hilda-Gymnasium Michelle Hudjetz und Devin Arndt nahm Peter Boch an der Gedenkveranstaltung teil.

In seiner Ansprache betonte der Rathauschef die heutige Bedeutung des Deportiertenfriedhofs in Gurs als lebendigen Beleg der Aussöhnung und der Zusammenarbeit über alle Grenzen hinweg. Die Pflege des Friedhofs sei nicht mehr nur ein Symbol der Verantwortung an einem Ort der Trauer. „Dass wir heute gemeinsam mit der Israelitischen Religionsgemeinschaft gedenken, dass hier Zeitzeugen, junge Menschen und ehemalige Kriegsgegner gemeinsam stehen, zeigt eindrücklich, dass wir die Verantwortung für die Vergangenheit nicht nur bekennen, sondern gestalten – gemeinsam gestalten.“

Auch sei das Lager Gurs ein wichtiger Erinnerungsort in der Pforzheimer Stadtgeschichte. „195 jüdische Pforzheimer sind 1940 dorthin deportiert worden. Wir verwahren im Stadtarchiv Briefe, die dort verfasst wurden, und setzen uns mit dafür ein, dass die Opfer der Deportationen in Pforzheim nicht vergessen werden“, erklärte Archiv Leiterin Klara Deecke. Die Gedenkveranstaltung habe die Wichtigkeit dieser Aufgabe bestätigt. Beeindruckend sei das große Interesse der mitreisenden Schülerinnen und Schüler am Bericht des neunzigjährigen Zeitzeugen Kurt Maier gewesen, der als Kind nach Gurs deportiert wurde. „Es ist bemerkenswert, wie engagiert die Verantwortung für die Bewahrung der Erinnerung von der jungen Generation übernommen wird,“ beschrieb Deecke. So hätten beide Pforzheimer Jugendliche vom Hilda-Gymnasium die Gedenkveranstaltung mitgestaltet und erläutert, weshalb ihnen das Projekt zur Rekonstruktion des Schicksals der jüdischen Bürgerinnen und Bürger besonders am Herzen liege.

Auf Initiative der Stadt Karlsruhe wurde 1963 der Deportiertenfriedhof in Gurs neu gestaltet, mit der Unterstützung des Oberrats der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden und der Städte und Gemeinden, aus denen jüdische Bürgerinnen und Bürger nach Gurs deportiert wurden. Zu der Arbeitsgemeinschaft zur Unterhaltung und Pflege des Deportiertenfriedhofs schlossen sich zunächst die fünf Städte Pforzheim, Karlsruhe, Mannheim, Freiburg und Heidelberg zusammen. In den folgenden Jahren traten weitere Städte aus Südwestdeutschland bei. Gemeinsam mit dem Oberrat der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden lädt die Arbeitsgemeinschaft jährlich zu einer Gedenkveranstaltung nach Gurs ein.

Quelle(n): pm

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