Wo sonst Recht gesprochen wird, sprachen am Samstag mitgebrachte Lautsprecher zu einem dort vorgeführten Kinofilm.
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Der ehrwürdige Große Saal des Amtsgerichts Pforzheim war in den rund 60 Jahren, in denen das Amtsgericht in den Bauten in der Lindenstraße residiert, ein Ort vieler Gerichtsverhandlungen. Da sein Gerichtsbezirk Pforzheim und den Enzkreis abdecken, ist es ein wichtiger Ort des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Genau solche Orte sind es, die das Team von „Kino vor Ort“ des Kommunalen Kinos Pforzheims für besondere Filmvorführungen aufsuchen.
Mit Billy Wilders humorvollem Gerichtsdrama „Zeugin der Anklage“ aus dem Jahre 1957 – und damit zur Zeit der Bauarbeiten des Amtsgerichtes – fand sich ein thematisch passender und stilvoller Filmklassiker, in dem Marlene Dietrich als undurchsichtige Nachkriegs-Immigrantin gegen ihren unter Mordanklage stehenden Ehemann aussagen soll.
Dass es ein besonderer Film an einem besonderen Ort wird, zeigte sich für das KoKi-Team schon bei der Vorbereitung, denn der Filmkopie, die immerhin 45 Jahre alt ist, fehlte überraschenderweise der letzte Akt und damit die letzten zehn Minuten, die beim verleihenden Filmarchiv auch auf Nachfrage unauffindbar blieben. So musste Projektionist Timo Gerstel kurzerhand umdisponieren und zum Filmprojektor noch „beamende“ Elektronik installieren. Die ersten 100 Minuten kamen so von der 35-Millimeter-Filmrolle und die restlichen zehn Minuten via Beamer aus einer schnell organisierten Bluray-Disc.
Das tat der Stimmung im Gerichtssaal keinen Abbruch – ganz im Gegenteil. Mit rund 120 Besuchern war die Vorstellung praktisch ausverkauft und das Publikum nach der kurzen Einführung von Timo Gerstel und Amtsgerichtsleiter Oliver Weik buchstäblich drin in der Verhandlung.
Frank Neubert, erster Vorstand des Vereins zur Förderung der Filmkultur und damit dem Trägerverein des Kommunalen Kinos Pforzheim, hatte in seinem kurzen Grußwort auch eine freudige Nachricht im Gepäck, denn am vergangenen Freitag wurde das Kommunale Kino Pforzheim in Berlin mit dem Spitzenpreis, dem „Lotte-Eisner-Preis“, des Kinopreises des Deutschen Kinematheksverbundes geehrt. Der Verbund der nichtkommerziellen Kinos in Deutschland ehrt mit diesem Spitzenpreis Kinos, „die für ihr außergewöhnliches Programm oder herausragende Einzelveranstaltungen und Initiativen besonders belobigt werden sollen“.