Volker Lüdemann erklärt an der Hochschule Pforzheim die Zukunft der Mobilität.
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Ein volles Haus und eine zukunftsweisende Fragestellung: Warum interessieren sich Google, Apple und Co. plötzlich für selbstfahrende Autos? Das war der Rahmen für den Vortrag von Professor Dr. Volker Lüdemann am Mittwochabend, 7. November 2018, beim Studium Generale an der Hochschule Pforzheim. Rund 400 Zuhörer im voll besetzten Walter-Witzenmann-Hörsaal (Audimax) der Hochschule folgten seinem Vortrag, in dem er zum Erstaunen vieler Zuhörer skizzierte, wie weit fortgeschritten die Entwicklung selbstfahrender Autos im Big-Data-Zeitalter bereits ist.
Die wissenschaftliche Leiterin Dr. Christa Wehner, Professorin für Marktforschung und Konsumentenpsychologie an der Hochschule Pforzheim, begrüßte Lüdemann, der als Professor für Wirtschafts- und Wettbewerbsrecht an der Hochschule Osnabrück lehrt, als Forscher mit dem besonderen Blick für das Zukunftsthema autonomes Fahren und die damit verbundenen Daten-Geschäftsmodelle.
Hervorragend strukturiert stellte Volker Lüdemann die Schritte vom Autofahrer, der für alle Steuerungsschritte beim Fahren vollumfänglich verantwortlich ist, zum reinen Fahrgast dar. Gleichzeitig machte er deutlich, dass die Triebfeder dieses Prozesses keinesfalls bei der Automobilindustrie liege, sondern im Silicon Valley. „Warum interessieren sich nun die großen Datenkonzerne Google, Apple und Co. für das selbstfahrende Auto? Genauer gesagt interessieren sie sich ausschließlich für das autonome Auto ohne Lenkrad und Gaspedal, nicht für das Auto an sich. Denn es geht um die immense Datenflut, die rund um das selbstfahrende Auto entsteht“, erklärte Lüdemann. Diese gelte es zu vermarkten. „Ein milliardenschwerer Markt: Das Geld wird künftig nicht mehr mit dem Auto, sondern mit den Daten verdient“, so Lüdemann. Für viele Menschen sei das autonome Fahren noch schwer vorstellbare Zukunft. „Die Entwicklung ist aber viel weiter, als viele von ihnen wahrscheinlich denken. In der Schweiz etwa werden bereits vollkommen autonom fahrende Linienbusse eingesetzt“, berichtete Lüdemann. Google erprobe in den USA ein eigenes Modell, ebenso Tesla und Apple. „In Deutschland können auf einem Teilabschnitt der Autobahn 9 bereits selbstfahrende Autos erprobt werden. Ich gehe deshalb davon aus, dass in Deutschland in wenigen Jahren entsprechende Autos angeboten werden“, ist sich Lüdemann der nächsten Schritte sicher.
Aus dem selbstfahrenden Auto heraus habe der Reisende der Zukunft Zeit für andere Dinge: Er könne arbeiten wie im Zug, durch die Vernetzung habe er zudem vollen Zugriff auf alle möglichen Dienstleistungen, die er während der Fahrt buchen könne. „Da steckt so viel Potenzial drin. Deswegen wird damit in Zukunft sehr viel Geld verdient“, weiß Lüdemann. Technisch sei man der Umsetzung bereits sehr nahe. Jedoch seien die rechtlichen und ethischen Fragen noch nicht vollends geklärt. „Würde ein selbstfahrendes Auto beispielsweise einem kleinen Kind ausweichen, um das Kind zu schützen, beim Aufprall auf eine Mauer jedoch die Insassen gefährden? Oder die Insassen schützen und dafür das Kind überfahren? Auf Grundlage welcher Risikoberechnung würde der Algorithmus welche Entscheidung treffen?“, sprach Lüdemann einen heiklen Punkt an. „In den USA sind die Voraussetzungen für autonomes Fahren bereits in vielen Staaten geschaffen.“ In Europa hingegen sei dies nicht zuletzt aufgrund schärferer Datenschutzbestimmungen noch ein größeres Vorhaben. Diverse Pilotprojekte und Teststrecken seien jedoch Indizien für eine baldige Realisierung.
Lang anhaltender Applaus und viele angeregte Diskussionen im Nachgang zeugten davon, dass die Macherinnen des Studium Generale sowohl mit dem Thema wie auch mit dem Referenten den Nerv des Publikums getroffen hatten.
Nächstes Studium Generale mit der Frage, wie sich Deutsche ihre Zukunft vorstellen
Das Studium Generale setzt sein Programm am Mittwoch, 21. November, um 19:00 Uhr fort. Der nächste Vortrag lautet „Das Land, in dem wir leben wollen. Wie die Deutschen sich ihre Zukunft vorstellen.“ Referentin ist Doris Hess, Bereichsleiterin Sozialforschung beim Institut für angewandte Sozialforschung (infas) in Bonn.
Quelle(n): pm