Bürgerschaftliche Unterstützung für das Nagoldbad formiert sich

Mit Handzeichen bekundeten die Pforzheimer ihre Unterstützung für das Nagoldbad Dillweißenstein

Gut besuchte Diskussionsrunde zum Nagoldbad Dillweißenstein.

(Lesezeit: 6 Minuten)

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Nachdem die Stadt in regelmäßigen Beschlussvorlagen erklärt hat, das Nagoldbad in Dillweißenstein nicht länger betreiben zu wollen, machen sich nicht nur Dillweißensteiner Bürger Gedanken über einen Erhalt des beliebten Freibades. Bei einem ersten Treffen im Gemeindezentrum am Ludwigsplatz fanden sich somit nicht nur ortsansässige Badefreunde ein. Knapp 80 Interessierte kamen teilweise auch aus Huchenfeld, dem Sonnenhof und der Rotplatte und dem gesamten Stadtgebiet, um den Ausführungen der Veranstalter zu folgen.

Zahlen, Zahlen und noch mehr Zahlen

Wenn es um ein Freibad geht, denkt man eigentlich, dass es nicht trocken hergeht. Trockene Zahlen gab es zunächst in rauen Mengen, präsentiert von Jörg Müller, der diese allerdings anschaulich und übersichtlich in einer gelungenen Präsentation vortrug. Die Statistiken zeigen, dass das Nagoldbad einen regen Zuspruch hat, der Spitzentag in 2018 war der 31. Juli mit 1.640 Besuchern, im ganzen Jahr waren es 48.885 Gäste. Mit Bildern unterlegt zeigte er den aktuellen baulichen Zustand und den Investitionsbedarf.

Zu den Möglichkeiten, das Nagoldbad in Bürgerhand fortzuführen ergriff Jens Kühn von der DLRG das Wort und zeigte die unterschiedlichen Modelle. Beim Schlossfreibad Sachsenheim, welches mit einem Trägerverein geführt wird, entschloss man sich bereits im Jahr 2004, die Ruder selbst in die Hand zu nehmen, nachdem die Schließung drohte. Hier hat der Verein mittlerweile 1300 Mitglieder, von denen etwa 100 regelmäßig und aktiv mitarbeiten und den Badebetrieb und die Pflege des Geländes sicherstellen.

Im niedersächsischen Hänigsen hat man sich 2010 hat man sich ebenfalls zur Eigeninitiative entschlossen um einer drohenden Schließung des Bades zu entgehen. Beim Freibad Hänigsen wurde die Rechtsform der Genossenschaft gewählt und mit einem Förderverein ergänzt.

Beide Bäder sind selbstverständlich für die Öffentlichkeit nutzbar, allerdings gibt es exklusive Vorteile für die Vereinsmitglieder, so dass es einen Anreiz gibt, dem Verein beizutreten. Hier werden – wie auch in Dillweißenstein angedacht – attraktive Angebote in- und außerhalb der Schwimmzeiten angeboten.

Wer hat sie nicht – die Erinnerungen an die Kindheit und Jugend

Die zweite Vorsitzende des Bürgervereins Dillweißenstein Petra Bösl erinnerte in einer emotionalen Ansprache, jeder habe doch Erinnerungen aus der Kindheit und an unzählige Aufenthalte im Nagoldbad. „Unsere Großeltern sind aufgestanden und haben alles wieder aufgebaut und wir lassen uns das jetzt nicht wegnehmen“ ermutigte sie die Anwesenden zur Mitarbeit. „Jeder hat irgendeine Fähigkeit, mit welcher er sich einbringen kann“, sagt sie und erklärt, dass viele verschiedene Tätigkeiten anfallen. Ganz gleich, ob nun Blumenbeete im Umfeld bepflanzt werden müssen oder sich jemand im Finanzwesen auskennt.

Vorstellung von geplanten Aktivitäten

Für das neue Jahr sind in jedem Fall schon Aktionen geplant, so soll die Dachterrasse des Kiosk wieder aktiviert und eine Strandbar mit einem eigenem Zugang (ohne Badebesuch) und Abendöffnung auch nach dem Badebetrieb errichtet werden. Mit Sitzmöbeln aus Holzpaletten will man eine gemütliche Atmosphäre zaubern, die zum Verweilen einlädt. Die Paletten für die Gastronomiemöbel wurden bereits gesammelt und warten nur noch darauf, von fleißigen Händen abgeschliffen, zusammengebaut und lackiert zu werden. Für den ersten Mai ist auch schon ein Maifest in Planung.

Dass das Schwimmbecken seinen besonderen Reiz hat, wenn es mit bunten Lichtstrahlern beleuchtet wird, konnte man beim Festakt zum 80. Jubiläum am 23. Juli 2018 schon bewundern. Die Termine 22. Juni 2019, 20. Juli 2019 und 17. August 2019 können heute schon in den Kalender eingetragen werden, hier ist das Bad länger geöffnet und die DLRG veranstaltet ein „Mondscheinschwimmen“ von 20 bis 23 Uhr.

Wer macht mit?

Im Anschluss an die Präsentation fand noch eine Gesprächsrunde statt mit überwiegend positiver Resonanz. Applaus spendete Jörg Müller dem anwesenden Publikum, als auf seine Frage, wer bereit wäre, sich mit einzubringen, viele Hände nach oben gingen. Nun ist erst mal eine Grundlage geschaffen und weitere Schritte können angegangen werden, da man nun weiß, dass das Projekt Nagoldbad genügend Unterstützer hat.

Fürden Anfang hat sich Jörg Müller das Ziel gesetzt, im Laufe des ersten Jahres 500 Menschen zu aktivieren, welche das Nagoldfreibad unterstützen. Auch Firmen sollen angesprochen werden, die nach einer Spende beispielsweise auf einer Sponsorenwand genannt werden.

Zitate

„Schön, dass man sich auch mal angezogen sieht.“  
Simone Rothfuß begrüßt einen Besucher, den sie sonst immer nur im Freibad mit entsprechend knapper Badekleidung trifft.

„Das Bad ist 80 Jahre alt und hat noch mindestens 80 weitere verdient“
Jörg Müller in seiner Begrüßungsrede

„Wenn wir eine Lösung finden, diese schöne Bad zu erhalten, bin ich auf jeden Fall dabei.“
Dr. Hans-Ulrich Rülke, Mitglied des Landtags (FDP)

„Wenn die Schwaben das schaffen, dann kriegen wir Badner das auch hin.“
Jörg Müller, nachdem er über den Trägerverein des Freibades Sachsenheim berichtet hat.

Sie setzen sich für den Erhalt des Nagoldbades ein: von links: Simone Rothfuß, Jens Kühn (Vorsitzender der DLGRG Ortsgruppe Pforzheim), Jörg Müller ( Initiator und Gildemeister Belrem-Gilde) und Petra Bösl (2. Vorsitzende des Bürgerverein Dillweißenstein)
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Björn Fix (bf), Jahrgang 1970, passionierter Fotoreporter und ständiger Mitarbeiter bei PF-BITS seit der ersten Stunde. Als gut informierter, zuverlässiger und gern gesehener Zuschauer und Beobachter ist er vor allem zuständig für aktuelle und "fixe" Berichterstattungen aus der Region.