Das Team von PF-BITS wünscht Ihnen frohe Weihnachten mit einer kleinen Weihnachtsgeschichte.
(Lesezeit: 6 Minuten)Hinweis: Dies ist ein Archivbeitrag.
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Es war einmal ein ferner Raum ohne Zeit und Farbe. Stellen wir ihn uns ganz weiß vor, ohne Boden, Decke und Wände.
Dort stand ein kleiner Dot, ein gedruckter, runder Bildpunkt. Der war im CMYK-Farbcode definiert, wie man es im Papierdruck nutzt, und hieß 0/100/100/0. Ein schönes, leuchtendes Rot, strahlend und stolz. Mit diesem Aussehen gehörte 0/100/100/0 zu den besser gestellten Dots, denn was ist beispielsweise ein grauer, unscheinbarer Dot gegen einen strahlend roten?
Plötzlich kam ein Pixel vorbei. Es sah dem Dot eigentlich erstaunlich ähnlich, war aber eckig, während der Dot ja rund ist. Das war aber eigentlich gar nicht das, was dem Dot aufgefallen ist, sondern die Farbe des Pixel. Es war nämlich auch rot.
“Hey, du komisches Ding,” sagte der Dot zum Pixel, “was bist denn du für einer?”
Das Pixel, ebenso erstaunt, schaute an sich herunter und antwortete dann zum Dot: “Hallo, du! Ich ein Pixel. Und du ein Dot, wie ich annehme.”
“Hihi, du Pixel, hallo! Ich bin tatsächlich ein Dot. Ich heiße 0/100/100/0 und ich bin rot!”
“Hey, das bin ich auch! Darf ich mich vorstellen? Ich bin #FF0000, du darfst aber Pixel zu mir sagen”, antwortete das Pixel und reichte seine Hand. Sein Name sah anders aus, als die des Dots, weil das Pixel nach dem RGB-Farbcode definiert ist, wie man es in elektronischen Medien nutzt.
“Ach herrje, du bist ja ein RGB-ler! Von euch habe ich schon mal etwas gelesen, einige von meinen Dot-Freunden haben über dich mal etwas auf Papier gedruckt.”
“Oh, das freut mich aber!” antwortete das Pixel geschmeichelt. “Wollen wir Freunde sein? Wir sind ja beide ziemlich rot!”
“Tja,” sagte der Dot, “ich weiß nicht so recht. Ich bin 0/100/100/0. Das ist ein superschönes Rot.”
Das Pixel stutzte kurz: “Ja, ich bin doch #FF0000, das ist das genau gleiche Rot, wie deines.”
“Naja! Aber wir sind anders. Mein Rot wird aus gleich zwei Farben gebildet, nämlich 100 % Magenta und 100 % Gelb, schön sauber übereinander gedruckt, mit richtig viel Arbeit!” sagte der Dot und stemmte seine Hände in seine Hüfte. “Das kannst du nicht, du Pixel.”
“Gut, das stimmt”, sagte das Pixel leiser, “ich bin einfach nur 100 % Rot nach meinem Farbsystem, weil auf den Bildschirmen, wo ich unterwegs bin, Rot, Grün und Blau die Grundfarben sind. Ist das jetzt ein Problem?”
“Na klar ist das ein Problem!” bläkte der Dot. “Wenn ich als Dot gedruckt werde, bin ich da und gehe nicht mehr so einfach weg. Wenn du als einfaches Pixel auf dem Bildschirm erscheinst und der Bildschirm geht aus, macht es Plopp, der Bildschirm wird schwarz und du bist nicht mehr da!”
Das Pixel musste schlucken. “Huch, so habe ich das noch gar nicht gesehen! Ich kenne mich ja nur, wenn ich auch tatsächlich da bin. Plötzlich war ich da.”
“Da siehste mal,” sagte der Dot, “alles nicht so einfach mit euch! Und ihr seid so viele, dass man gar nicht weiß, wer von euch gutes oder schlechtes zeigt. Wahrscheinlich seid ihr einfach zu viele.”
Während der Dot ein kleinwenig mit geschwellter Brust herumstolzierte, kam das Pixel ins Grübeln. Stimmt, dachte das Pixel, das ist ja wirklich blöd. Ich bin da und habe mir nie Gedanken darüber gemacht, wie es dazu kam, dass ich da bin. Und was passiert, wenn ich nicht mehr da bin, das kann ja wohl ganz schnell passieren? Und natürlich, es kann ja nicht nur die Pixel geben auf dem Bildschirm, wo ich angezeigt werde, denn es gibt ja sicher ganz viele Bildschirme und niemand kann sagen, was auf all diesen Bildschirmen erscheint.
Ein merkwürdiges Gefühl stieg im Pixel auf.
“Du, Dot”, fragte das Pixel nach einer Weile. “Das ist ja jetzt blöd, das mit dem Ausschalten und dass wir Pixel so viele sind, die alles mögliche anzeigen können, da habe ich mir nie Gedanken darüber gemacht. Aber was, frage ich dich, ist denn der Job von Dots und Pixel?”
“Nun”, antwortete der Dot, “wir werden für den Austausch und die Speicherung von Informationen gebraucht. Also vor allem wir Dots, weil wir ja eben unvergänglich und viel konzentrierter sind im Gegensatz zu euch Pixel.”
“Das mag stimmen, lieber Dot, ich bin zu klein, um es selbst prüfen. Aber ich kann dir sagen, dass wir Pixel diesen Job genauso gern mache, wie ihr Dots. Eigentlich ist es doch egal, wie wir unsere Jobs machen, denn wir liefern ja doch die gleichen Sachen, oder?”
Jetzt musste der Dot nachdenken und blieb stehen. “Hm”, begann er nach einer Weile des Grübelns, “das mag stimmen. Aber, liebes Pixel, jetzt frage ich dich: Wirst du und deine Freunde mehr beachtet oder sind es nicht wir Dots? Na?”
“Das ist eine gute Frage, Dot. Ich glaube nach unserem Gespräch fast, dass es egal ist. Wenn wir Pixel von unseren Lesern nicht richtig beachtet werden, dann werdet ihr Dots das auch nicht mehr. Und umgekehrt ist es auch nicht besser.”