Neujahrsempfang im CongressCentrum mit 1.800 Besuchern und dem Motto "Pforzheim International". Bürgermedaille 2019 geht an Kulturschaffenden Axel Klauschke.
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Während das Parkett gediegen gefüllt war, zeigten sich vor allem auf den Seiten und Rängen durchaus einige leere Sitze. Rund 1.800 Bürgerinnen und Bürger folgten der Einladung. Mit der Verlegung des Neujahrsempfangs auf einen Samstagnachmittag war auch der Versuch verbunden, mehr Bürger zum Besuch des Empfanges zu motivieren, als am bisher traditionellen Sonntagmittag.
In seiner zehnminütigen Begrüßung im Namen der Bürgermeisterriege begrüßte Boch Vertreter einer Reihe von Pforzheims Partnerstädten mit einer mutigen “Protokollabweichung”, denn die Vertreter der Partnerstädte wurden noch vor der hiesigen Lokalpolitik begrüßt.
“Im letzten Jahr sind wir gemeinsam in See gestochen, mit dem stolzen Tanker Pforzheim und wir haben seitdem etliche Seemeilen hinter uns gebracht, manch ruhigen und manch weniger ruhigen Tag gesehen und auch den ein oderen anderen Sturm überstanden”, so Boch. In einer kurzen Antwort auf eine Positionsbestimmung hieße die Antwort: “Wir sind auf Kurs, die Lage ist unter Kontrolle und es geht weiter vorwärts!” Ihm, Boch, habe das letzte Jahr einiges abverlangt, aber ihm “die Freude an der Arbeit als Ihr Oberbürgermeister, als Kapitän der stolzen ‘MS Pforzheim’” nicht nehmen können. Dass dies auch in Zukunft so bliebe, darauf könnten sich die Bürgerinnen und Bürger verlassen.
In seiner gut halbstündigen Neujahrsrede – frei von Zwischenapplaus und am Ende mit durchaus mäßigem Beifall – führte OB Boch eine ganze Reihe von aktuellen Themen an, beginnend vom Umstand, dass er heute über den “ersten verabschiedeten Doppelhaushalt” in seiner Amtszeit gesprochen hätte. Geduld gehöre weiterhin nicht zu seinen Stärken und “gerade jetzt” würde sie wieder auf eine harte Probe gestellt.
Die Entwicklungen bei den Stadtwerken schnitt Boch in seiner Rede zunächst in einem Halbsatz an und sagte später, dass es nun gelte, die Vorkommnisse bei den Stadtwerken und den Umstand, dass Aufsichtsrat und anschließend er selbst erst nach den Haushaltsberatungen von den negativen Entwicklungen der SWP-Stromsparte erfuhren, “aufzuarbeiten und dann die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen”.
“Doch wir haben Glück im Unglück”, so Boch, denn die nun fehlenden 6,5 Millionen Euro könne man durch einen aller Voraussicht nach besseren Jahresabschluss 2018 ausgleichen.
In der Bäderfrage positioniert sich Boch weiterhin als Freund der Kombibad-Lösung auf dem Wartberg mit einem kombinierten Schwimm- und Freibad. Die Forderung nach Erhalt aller Bäder sei ebenso nachvollziehbar wie aber auch unrealistisch. “Wir müssen uns jetzt einfach entscheiden”.
Das Projekt Innenstadtentwicklung-Ost bezeichnete Boch als “Zukunfts-Projekt”, das “das Gesicht des östlichen Teils unserer Innenstadt nachhaltig verändern und ein Impulsgeber für die gesamte Stadt” sei. Würde man “heute im Umfeld des Neujahrsempfang um eine Unterschrift für das Bürgerbegehren gebeten werden” sollen, würde er “herzlich darum bitten”, sich das vorher gut zu überlegen, auch wenn ihm “ein anderes Verfahren und – zu einem früheren Zeitpunkt – mehr Bürgerbeteiligung lieber gewesen” wäre.
Beim Thema Gewerbegebiete steht Boch weiterhin zu seinem Ziel, “in den nächsten Jahren 100 Hektar neue Gewerbeflächen auszuweisen”. Der Bedarf dazu zeige sich deutlich an den bereits bestehenden Gewerbeflächen und Neuansiedlungen. Die in der Prüfung befindlichen Optionsflächen Klapfenhardt und Ochsenwäldle würden weiterhin derzeit ergebnisoffen und intensiv geprüft. In Klapfenhardt würden dazu in diesem Jahr eine neue Erfassung der Amphibienbestände vorgenommen werden, da das letzte Jahr niederschlagsarm gewesen sei. “Am Ende kommen die gesammelten Fakten, und die Betonung liegt auf Fakten, auf den Tisch des Gemeinderates, der dann eine Grundsatzentscheidung treffen muss”, so Boch.
Dem Thema Digitalisierung widmete Boch einen großen Teil seiner Rede und will diese als weiteres Alleinstellungsmerkmal der Stadt schaffen. Die Digitalisierung sei “an sich kein neues Thema, das über Nacht aufgetaucht wäre”. Es sei jedoch die Geschwindigkeit, die ständig zunähme und damit auch große Veränderungen in der Wirtschaft verbunden seien. Seiner festen Überzeugung nach müsse man die “Digitale Revolution” mitgestalten und sie als Chance begreifen, die es mutig zu nutzen gelte. Deshalb solle Pforzheim eine “Smart City” werden, zusammen mit Gemeinderat, dem geschaffenen “Digitalisierungsbeirat” und den Bürgern der Stadt.
Weitere angeschnittene Themenbereiche waren die Kinderbetreuung, Schulen, Sicherheit und Sauberkeit.
„Pforzheim International“
Im letzten Teil seiner Rede ging Boch auf das Motto des diesjährigen Neujahrsempfanges und auf die langjährige Zusammenarbeit mit den Partnerstädten Pforzheims ein. „Seit den römischen Ursprüngen ist Pforzheim eine internationale Stadt und auch die Anfänge
der Schmuck- und Uhrenindustrie verdanken wir zu einem großen Teil Zuwanderern
aus anderen europäischen Ländern.“
Man teile mit den Partnerstädten die „gleichen Überzeugungen von einem friedlichen Zusammenleben in Freiheit“, man teile aber auch gemeinsame Herausforderungen wie den Klimawandel, die Digitalisierung oder die demografische Entwicklung, so Boch.
“Die Reise auf dem altehrwürdigen und stolzen Schiff Pforzheim wird auch 2019 keine Vergnügungskreuzfahrt”, so Boch in seinen abschließenden Worten. “Als Ihr Kapitän verspreche ich Ihnen, auch im neuen Jahr Kurs zu halten und ich bitte Sie erneut, mir dabei zu helfen. Es ist mir eine Ehre, als Oberbürgermeister mit Ihnen gemeinsam auch 2019 wieder mit voller Kraft voraus in die Zukunft zu fahren.”
Bürgermedaille an Kulturschaffenden Axel Klauschke verliehen
Verbunden mit dem Neujahrsempfang war die Verleihung der Bürgermedaille, die dieses Jahr an nur eine Person ging und mit Domicile-Besitzer Axel Klauschke eine wahre Institution in Pforzheim für eine nun über 40 Jahre währende Kulturarbeit würdigte.
Klauschke hatte frühzeitig die Gaststätte “Domicile” in Brötzingen zu einem Eldorado für Jazz-Fans und -Musiker entwickelt und viele weltberühmte Jazzer gaben sich hier die Klinke in die Hand.
Musikalisch umrahmt wurde der Neujahrsempfang von der fulminant darstellenden Musical-AG des Theodor-Heuss-Gymnasiums mit Stücken aus ihrem Musical “Seussical – Horton und die Hus machen Musical” und dem Lukas-Diller-Quartett, das zu Ehren von Axel Klauschke zwei “jazzige” Stücke spielte.