Pforzheimer erhalten zwei der vier Auszeichnungen. FASH 2019 für Ecehan Altikardes und Elisa Paulina Herrmann.
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Zwei Pokale des European Fashion Award FASH gehen nach Pforzheim: Ecehan Altikardes, Student der Mode an der Hochschule, erhält den FASH 2019 in der Kategorie Student. Die Pforzheimer Mode-Absolventin Elisa Paulina Herrmann, die ihren Master an der Accademia di Costume e Moda in Rom absolvierte, erhielt den FASH 2019 in der Kategorie Master. Die Preisträger nahmen die Auszeichnungen gemeinsam mit Professor Johann Stockhammer, Studiengangleiter Mode an der Fakultät für Gestaltung, vor mehr als 200 Gästen im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart in Berlin entgegen. Der FASH Award zählt zu den international bedeutendsten Förderpreisen für Modestudierende.
Die Kollektionen aller Preisträger setzten sich intensiv mit der Dynamik der Geschlechter auseinander. Was männlich und weiblich ist oder sein soll, erscheint zunehmend irrelevant. Sie wollen Schablonen überwinden, hinterfragen und dazu motivieren, sich selbst in allen Facetten zu akzeptieren. „Meine Arbeit soll kein leises Flüstern sein, sondern ein Schrei gegen alles Festgefahrene, ein Schrei für Individualität, Andersartigkeit und Androgynität“, sagt Ecehan Altikardes. Der 23-Jährige reichte seine Kollektion „Androgynous Malfunction“ aus dem sechsten Semester für den Preis ein. Eine Boyfriend-Kollektion für Frauen sollte entstehen, die männliche Elemente wie Übergrößen aufnimmt. Ecehan Altikardes stärkt mit seinen Outfits die Frauen, die nicht die typischen Rollen einnehmen wollen und selbst entscheiden wollen, wie weiblich sie sich kleiden. „Gender-Punk“ nennt er das Genre und nahm seinen Ausgangspunkt in der Biker-Jacke. „Sie steht wie kein anderes Kleidungsstück für das Klischee vom Mann, der harte Typ auf dem PS-starken Motorrad.“ In seiner Kollektion fließen die Elemente der Jacke mit einem weichen Faltenwurf zusammen und mit grellen Farben, die auffallen. Das klassische Punk-Muster, Tartan wie im Schottenrock, produzierte der Mode-Student selbst. Zu erfahren, wer man selbst ist, das erlebte der Darmstädter auch während der Ausbildung. Kunstgeschichte studierter er zuerst, bevor er nach Pforzheim kam. „Als ich 17 war, bin ich über einen Freund als Model bei der Pforzheimer Modenschau mitgelaufen. Der Kontakt zum Studiengang blieb. Und später, als ich Kunstgeschichte studierte, merkte ich: Ich muss Mode machen!“. Auch in Berlin hatte er einen Studienplatz, aber in Pforzheim nahm er an. Mit Mode ist man nah am Menschen, mit diesem Medium können wir eine Aussage treffen. „Die intensive Förderung im Studiengang Mode vermittelte mir ein klares Bild darüber, wer ich als Designer bin. Und der FASH motiviert mich, meinen Weg weiter zu gehen.“
Weiter gegangen ist auch Elisa Paulina Herrmann. Auch wenn sie mittlerweile einen Masterabschluss in Rom absolvierte, ist sie doch eine Pforzheimern. Für ihre Bachelor-Kollektion „WEAR PF“, in der sie untersuchte, wie die Kontraste einer Stadt wie Pforzheim der Mode Form geben können, erhielt sie bereits den Förderpreis der WSP – Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim sowie den Förderpreis der Wilhelm-Lorch-Stiftung im Bereich Kreation. „Trag es, wenn du es liebst!“, sagt die Designerin über ihre Master-Unisex-Kollektion „I just want you to love me“, in der sie unterschiedliche Stricktechniken nutzte. Denn traditionellen Strickteilen sieht man die Mühe ihrer Entstehung an und sie stehen für ein Gegenkonzept zur schnelllebigen Wegwerfmode.
Der European Fashion Award FASH zählt zu den international bedeutendsten Förderpreisen für Modestudierende und wird von der gemeinnützigen Stiftung der Deutschen Bekleidungsindustrie (SDBI) getragen. Die 1978 gegründete SDBI ist die weltweit älteste Organisation zur Förderung von Modestudenten.
Quelle(n): pm