Pforzheim bekommt jetzt nicht nur einen Friedenspreis, sondern gleich zwei. Und das ist genau betrachtet eigentlich ein Armutszeugnis.
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Eine Kuriosität gibt es nach der gestrigen Gemeinderatssitzung, nämlich zwei Friedenspreise. Neben dem „Internationalen Pforzheimer Friedenspreis“, den, wie berichtet, das Bündnis „Pforzheim nazifrei!“ etablieren und schon im Februar 2020 erstmals vergeben möchte, hat der Gemeinderat den „Pforzheimer Friedenspreis“ auf den Weg gebracht.
Das „Internationale“ fehlt nicht nur im Namen der Version des Gemeinderats – der Preis hat auch eine gänzlich andere Ausrichtung, als die ursprüngliche Idee des Bündnisses. Denn mit dem „Pforzheimer Friedenspreis“ sollen „Pforzheimer bzw. regionale Persönlichkeiten oder Organisationen ausgezeichnet“ werden, „die sich dafür eingesetzt haben, Konflikte mit friedlichen Mitteln zu lösen oder nach gewalttätigen Auseinandersetzungen einen Beitrag zur Aussöhnung unter den beteiligten Parteien geleistet zu haben.“
Von der durchaus gewollten politischen Komponente, die das Bündnis „Pforzheim nazifrei!“ in ihrer Idee hat, ist in der Gemeinderatsversion nichts mehr zu sehen. Eine offenkundig samtweich gespülte Version einer Idee, die eine ganze Reihe von Gemeinderäten vor einigen Tagen noch so gut fanden, dass sie die Idee auf Pressegesprächen stolz mit vertraten. Städtischer Frieden versus internationale Friedenspolitik.
Nun ist der vermeintliche Kompromiss ein „Pforzheimer Friedenspreis“, der nur alle fünf Jahre vergeben wird und bei dem der Preisträger vom Gemeinderat direkt ausgewählt wird, während das Bündnis in ihrem internationalen Preis die Preisvergabe eine unabhängige Jury machen lässt. Viel deutlicher ist aber der Spagat, dass es beim Gemeinderatspreis zwar auch irgendwie um Frieden geht, aber eben nicht um international relevante Friedenspolitik, sondern gesellschaftlicher Frieden in der Stadt. Eine Bürgermedaille hätte es da auch getan und so ist der „Pforzheimer Friedenspreis“ kaum mehr, als ein städtischer Verteiler für mit Stadtwappen bedruckte Teller.
Vor allem ist der „Pforzheimer Friedenspreis“ und der Entscheidungsprozess dahin ein bezeichnendes Sittengemälde dazu, wie ruppig der Gemeinderat mit bürgerschaftlichen Initiativen umgeht. Was nützen ehrenamtliche Arbeit, viele vermeintlich konstruktive Gespräche mit Gemeinderatsmitgliedern und Bürgermeistern und grundsätzlich positive Rückmeldungen, wenn am Ende dann die Idee schlicht geklaut und zu einem Light-Produkt zermixt wird?
Klar, der notwendige Konsens in einem derartig zersplitterten Gemeinderat wie in Pforzheim, ließ augenscheinlich nichts anderes zu, als einen „Mini-Friedenspreis“ und es sind auch nur 5.000 Euro, die der Gemeinderat für die erstmalige Verleihung im Jahr 2020 vorsieht. Aber wenn man weiß, dass man etwas nicht gut hinbekommen wird, dann sollte man es zugeben und vielleicht lieber die machen lassen, die es wirklich wollen und auch können.