Nach sechs Wochen dürfen Friseure im Land ab Montag wieder öffnen. Es sollten unbedingt Termine vereinbart werden.
(Lesezeit: 4 Minuten)Hinweis: Dies ist ein Archivbeitrag.
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Ab kommenden Montag dürfen auch Friseurgeschäfte wieder ihre Türen für Kundschaft öffnen. Was sich jedoch erst einmal nach Routine anhört, bedeutet für das gesamte Friseurhandwerk ein hartes Stück Arbeit und Ungewissheit. Denn neben den umfangreichen Hygieneanforderungen stellen sich für Friseure auch ganz andere Fragen: Wie ist es, nach sechs Wochen das Geschäft aufzusperren, wenn in dieser Zeit logischerweise die Haare aller Kunden ganz normal weitergewachsen sind? Und wie lässt sich das Geschäftsmodell so umdrehen, dass es Haarschnitte nur noch auf Termin gibt?
Friseurmeister Thomas Scherb arbeitet bereits seit einigen Tagen an den Vorbereitungen seines traditionsreichen Salons in der Ispringer Straße. Schon sein Vater hat hier die Haare geschnitten und Scherb ist seit über 30 Jahren im Geschäft. „Wir sind froh, dass wir nach sechs Wochen wieder starten können“, so Scherb. „Ich verstehe nicht, wie manche Menschen gesagt haben, nun könnte man auf dem Balkon sitzen. Für mich war es der reinste Horror.“
Mit den zusätzlichen Hygienemaßnahmen, die ab Montag notwendig werden, hat Scherb eher weniger Probleme: „In Sachen Hygiene achten wir und auch meine Kollegen schon immer auf saubere Verhältnisse.“ Neuland ist hier daher vor allem der Aufbau von infektionsschützenden Einrichtungen wie einem Spuckschutz an der Kasse, Abstandsmarkierungen auf dem Boden, mindestens 1,5 Meter Abstand zwischen den Stühlen und vorläufig kein Wartebereich mehr.
Die neuen Betriebsabläufe sind allerdings auch nicht ohne: Jeder Kunde muss ausnahmslos vor einem Haarschnitt eine Haarwäsche über sich ergehen lassen, was letztlich die Dauer des Friseurbesuches verlängert. „Wir haben unseren Zeitaufwand pro Kunde angepasst und vergeben feste Terminreservierungen“, so Scherb. Mitarbeiter müssen sich mit einem Mund-Nase-Schutz ausstatten und selbst beim Bezahlen gibt es Feinheiten zu beachten. Wenn nämlich ein Kunde anstatt kontaktlos via Karte doch lieber bar bezahlen möchte, muss das Geld explizit auf den Tresen gelegt werden. Erst von dort darf der Mitarbeiter Münzen und Scheine aufnehmen. Und das gilt auch für den Rückweg des Wechselgeldes – ein Handkontakt muss unbedingt vermieden werden, was letztlich auch für den obligatorischen Händedruck gilt. Bei Scherbs Mitarbeiterin und beim Senior gibt es da keine Diskussionen, sondern Akzeptanz.
Immerhin füllt sich langsam Scherbs Auftragsbuch und auch die seiner Kollegen der Zunft. Schon seit zehn Tagen rufen besorgte Kunden an, wie sie denn zu einem Termin kommen könnten und bekommen eine Reservierung. Ausnahmslos sei dabei das Verständnis der Kundschaft für den Terminzwang. Besondere Zeiten erfordern eben auch besondere Maßnahmen.
Bei seinen Friseurkollegen, mit denen Scherb regelmäßig in Kontakt ist, überwiegt daher die Aufbruchstimmung und der kollegiale Zusammenhalt. „Da sagen die meisten: ‚Mensch, bleibt locker, wir schaffen das!'“ Und trotz seiner Sorgen hier und da sagt Thomas Scherb dasselbe: „Irgendwann ist der Spuck auch wieder vorbei und bis dahin ziehen wir das durch.“