Arbeit des britischen Starkünstlers zu Mensch und Umwelt in Pforzheim auf dem Waisenhausplatz.
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Wie wirkt der Mensch auf den Planeten ein? Der britische Künstler Liam Gillick thematisiert diese Frage unter Verwendung der IPAT-Formel in seinem Werk „I=PxAxT“, das jetzt im „Fair Land“ auf dem Pforzheimer Waisenhausplatz zu sehen ist. „A Fair Land Pforzheim“ ist ein Projekt der Fakultät für Gestaltung der Hochschule Pforzheim und setzt sich bis in den Sommer hinein mit Kunst, Design und Architektur auseinander.
Die Formel I=PxAxT geht auf die US-amerikanischen Wissenschaftler Paul R. Ehrlich und John Holdren zurück. Mit ihrer Gleichung wollten sie 1970 auf die Folgen des menschlichen Einwirkens für unseren Planten hinweisen. I steht dabei für Impact (Umwelteinwirkung); dieser resultiert aus P (Population/Bevölkerungsgröße) mal A (Affluence/Wohlstand) mal T (Technology/Technik). In seinem Buch „Die Bevölkerungsbombe“ von 1968 sagte Ehrlich massenhafte Hungersnöte voraus: Durch das Bevölkerungswachstum entwickle sich eine Ressourcenknappheit, obwohl der Wohlstand und der technische Fortschritt zunähmen. Ganz generell stellt die Gleichung einen Zusammenhang von Bevölkerungszahl, Wohlstand und Technik her. Die brisante Formel besitzt nach wie vor Gültigkeit, wenngleich Ehrlichs katastrophale Vorhersagen bisher nicht mit der angekündigten Geschwindigkeit eintraten.
„Durch Liam Gillicks Arbeit wird die Model Village ‚A Fair Land‘ in einen größeren Zusammenhang gestellt. Fragen von nachhaltiger Entwicklung, die wir hier im Kleinen aufwerfen, skaliert ein ‚Weltstar‘ mit der IPAT-Formel quasi auf Weltniveau“, betont Dr. Robert Eikmeyer von der Hochschule, der das Gesamtprojekt konzipierte. Er arbeitet seit 2011 mit dem Briten zusammen. Gillick war erstmals in der von Eikmeyer kuratierten Ausstellung „Als die Wälder auf Reisen gingen“ in Pforzheim vertreten und gestaltete 2019 die von Professor Dr. Thomas Hensel und Robert Eikmeyer kuratierte Bauhaus-Jubiläumsausstellung BAU [SPIEL] HAUS im Neuen Museum in Nürnberg.
Der 56-jährige Gillick bedient sich verschiedenster Formate, um das ideologische Kontrollsystem zu entlarven, das Anfang der 1990er Jahre entstand. An die Stelle von Fabriken, Fertigungshallen und Werkstätten der alten Industrien traten Lobbys, Foyers, Konferenzräume sowie Cafeterien und bilden die formale Sprache des neoliberalen Kapitalismus. Materialien wie Aluminium und Plexiglas, die in der Moderne für progressive Architektur und Design standen, wurden zu Teilen der Matrix dieser neoliberalen Geschäftswelt. Unter Verwendung der Ästhetik dieser neuen Geschäftswelt demonstriert Gillicks Arbeit, wie das modernistische Erbe von Abstraktion und funktionaler Architektur, eingebettet in den globalen neoliberalen Kontext, dysfunktional wird.
Mit eigenen Beiträgen war Liam Gillick u.a. an der documenta X und den Biennalen von Venedig, Berlin und Istanbul beteiligt. 2009 gestaltete er den Deutschen Pavillon auf der 53. Biennale von Venedig mit „How are you going to behave? A kitchen cat speaks“. Gillicks Werke finden sich in den weltweit bedeutendsten und einflussreichsten Museen und Sammlungen, darunter dem Museum of Modern Art, dem Guggenheim Museum, der Tate Modern und dem Centre Pompidou. Liam Gillick lebt und arbeitet in New York.
Mehr Information zu ‚A Fair Land Pforzheim’ bei Instagram unter @afairland_pf.
Quelle(n): pm