Theater zeitlich in der Corona-Krise in "kritischer Zwischenphase". Stadt interessiert an Fortführung befristeter Arbeitsverhältnisse. (Lesezeit: 4 Minuten)
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Das Stadttheater Pforzheim führt für einen Großteil seiner Beschäftigten ab 1. Mai bis vorläufig 31. Mai Kurzarbeit ein. Der Tarifvertrag „TV COVID“ ermöglicht erstmals die Realisierung von Kurzarbeit in Betrieben und Dienststellen der öffentlichen Hand. Oberbürgermeister Peter Boch erklärte den Schritt: „Wir müssen zum heutigen Zeitpunkt davon ausgehen, dass bis zur Sommerpause am Theater kein Betrieb mehr möglich ist. Gleichzeitig werden wir jede sich bietende Chance nutzen, um den Betrieb wieder vorsichtig anlaufen zu lassen, sobald sich die Lage verändert. Das sind wir den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern schuldig.“ Verwaltungsdirektor Uwe Dürigen spricht von „konstruktiven Gesprächen mit dem Personalrat und der Mitarbeiterschaft“.
Schon zu Beginn der Corona-Krise hatte das Stadttheater als eine der ersten Einrichtungen bereits am 13. März den Betrieb heruntergefahren. „Doch auch in den Wochen danach gab es intern reichlich zu tun: Künstlerinnen und Künstler studierten zu Beginn der Krise in freiwilliger häuslicher Quarantäne ihre Partien für noch anstehende Premieren der laufenden Spielzeit“, so Dürigen.
Allerdings, so der Verwaltungsdirektor weiter, befinde man sich derzeit in einer kritischen Zwischenphase: So müsse das Theater – auch in Ermangelung klarer zeitlicher Perspektiven seitens der Bundespolitik – Wege in Probenprozesse und später in den Vorstellungsbetrieb finden. Neben der Untersagung des Spielbetriebs lägen nur Regeln zum Arbeitsschutz wie beispielsweise Hygienestandards, zum Einsatz von technischen Hilfsmittel und zur Einhaltung von Abständen vor. Diese konnten zwar in den technischen Bereichen umgehend umgesetzt werden, stünden allerdings im großen Widerspruch zur bisher üblichen künstlerischen Probenarbeit: „Ein Pas de deux mit Mindestabstand stellt jeden Choreographen vor ein nahezu unlösbares Problem“, erläutert Dürigen. Am Theater nutze man deshalb aktuell die Zeit, um praktikable Sicherheitskonzepte für künstlerische Prozesse zu erarbeiten. „Für uns ist die Wiederaufnahme der Probenarbeit im Juni von großer Bedeutung, um im September die neue Spielzeit eröffnen zu können“, so Dürigen weiter.
Verschiedene Tarifverträge im Theater
Beim Stadttheater gelten unterschiedliche Tarifverträge. Zum einen der im Öffentlichen Dienst übliche TVöD, der größere Teil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist nach Künstlertarifverträgen beschäftigt. Über das übliche Kurzarbeitergeld des Arbeitsamtes hinaus sind hier bei großen Teilen der Künstlerschaft Aufstockungen durch den Arbeitgeber zwischen 90 und 100 Prozent des Gehalts tariflich garantiert: „Ich freue mich, dass die Tarifpartner erkannt haben, dass gerade Künstler im unteren Gehaltssegment der so genannten Mindestgage eines besonderen Schutzes bedürfen“, so Uwe Dürigen.
Insgesamt bleiben die Einkommensverluste der Beschäftigten im Theater damit in einem überschaubaren Bereich. Die Stadt ist dabei insbesondere daran interessiert, die im künstlerischen Bereich üblicherweise befristeten Arbeitsverhältnisse weiterzuführen. „Wir brauchen das kulturelle Leben in unserer Stadt und wir brauchen das Stadttheater. Die Stadtgemeinschaft muss ein Interesse daran haben, die Zeit der Kurzarbeit so kurz wie möglich zu halten, damit uns die Künstlerinnen und Künstler wieder erfreuen können mit ihren Darbietungen. Kultur geht uns alle an und es wird ein Leben nach Corona geben“, so Oberbürgermeister Boch.
Quelle(n): pm