Jeder Hobbygärtner kennt das lästige Übel der Gartenbewässerung. Besonders schlimm ist es im Hochsommer, wenn man mit dem Gießen fast gar nicht mehr hinterherkommt. Zeit für elektronische Hilfe.
(Lesezeit: 4 Minuten)Hinweis: Dies ist ein Archivbeitrag.
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Gerade auch auf dem Friedhof kennen viele das Problem: Täglich muss das Grab eines verstorbenen Menschen angesteuert werden, um die Blumen zu gießen. Passiert das einen Tag nicht, beginnt das große Welken. Auch in den Friedhofsgärtnereien ist dies ein bekanntes Problem, denn zum Gießen sollen ja vor allem die frühen Morgen- oder die späten Abendstunden genutzt werden. Und zu diesen Zeiten Personal zu organisieren, ist nicht immer einfach, denn manuelle Bewässerung ist sehr zeitintensiv.
Seit einem halben Jahr nun ist auf dem Pforzheimer Hauptfriedhof abends und nachts ein seltsames Gefährt unterwegs. Nämlich ein Gießroboter, der die Bewässerung der verschiedenen Gräber übernimmt. Vier Friedhofsgärtnereien haben sich zusammengeschlossen zu diesem Projekt und testen den Einsatz auf derzeit fünf Grabfeldern. Einer der Mitarbeiter ist Zdravko Perica, er ist gelernter Grafik-Designer und verfügt über viele Computer-Kenntnisse. Die kommen ihm nun auch in seinem Beruf als Friedhofsgärtner zugute.
Er überwacht immer wieder die Fahrtstrecken des 200 Liter Wasser fassenden Tanks auf Rädern und gleicht eventuelle Fehler im Programm aus. Mit dem Tablet in der Hand und einer umgeschnallten Fernbedienung läuft er hinter dem fahrenden Roboter her und vergleicht, ob die eingespeicherten Routen eingehalten werden. Die wiederum wurden in mühsamer Kleinarbeit mit zentimetergenauen Haltepunkten gesetzt und abgespeichert, so dass das Gießfahrzeug weiß, wo genau wie viele Liter Wasser abgeladen werden sollen. Bei einem Grab angekommen, spritzt aus einem etwa ein Meter langen Rohr ein gleichmäßiger künstlicher Regen auf die Pflanzen.
Eine besondere Herausforderung ist hier die Entfernung vom Fußweg vor dem Grab bis zu den Pflanzen, die gegossen werden sollen. Steht hinter einem Grabstein ein Busch, der auch mit bewässert werden soll, so muss der Wasserdruck erhöht werden, damit auch diese Pflanze erreicht wird. Manchmal ist es auch nötig, von zwei Seiten zu gießen, da in einigen Fällen der Grabstein ein Gießen von vorne verhindert.
Im Vergleich zu einem festinstallierten Bewässerungssystem mit durchgehenden Schläuchen können durch die exakte Programmierung für einzelne Felder individuelle Gieß-Rhythmen eingestellt werden. So können beispielsweise die Sonnenblumen auf dem ersten Grab morgens und abends gegossen werden, während das nebenan liegende Grab aber nur alle drei Tage bewässert wird.
Nachdem der batteriebetriebene Gießroboter an der Wassertankstelle gefüllt wurde, fährt er langsam auf dem geteerten Weg zu seinem nächsten Einsatzort. Vor den Kurven drosselt er seine Geschwindigkeit, denn das herumschwappende Wasser im Tank könnte das kleine Fahrzeug sonst zum Kippen bringen. Besonders auf den Grasstreifen mit den dort versenkten einzelnen Gehwegplatten ist es eine Herausforderung für den geländegängigen Wagen, die Kurven sicher zu meistern.
Für die Erprobungsphase wurden an den Wendepunkten und bei Schräglagen durch Wegsteine große Platten ausgelegt, um Unebenheiten auszugleichen. Hauptsächlich soll das Gießfahrzeug in den Nachtstunden zwischen 19 Uhr und 7 Uhr unterwegs sein, da zu diesem Zeitpunkt auch nicht mit Friedhofsbesuchern zu rechnen ist. Das selbstfahrende Fahrzeug ist mit verschiedenen Sensoren ausgerüstet, die den Wagen stoppen, wenn ein Hindernis in den Weg kommt. Und für alle Fälle gibt es auch noch einen Not-Aus-Schalter.
Fünf Grabfelder werden derzeit durch den automatischen Gießroboter abgedeckt – noch. Denn wenn die Erprobungsphase erfolgreich beendet wird, könnte auch eine weitere Verbreitung über den Hauptfriedhof oder ein Einsatz auf den Friedhöfen in den Stadtteilen möglich sein.