„Jetzt ist die Zeit, Herr Boch und Herr Rosenau!“

Mit eine Plädoyer für die "No-Covid"-Strategie beschäftigt sich ein Gastbeitrag, der von Frederick Proß als Offener Brief an die Spitzen der Stadt Pforzheim und des Enzkreises, sowie an Medien geschickt wurde.

(Lesezeit: 4 Minuten)

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Ein Gastbeitrag in Form eines Offenen Briefes von Frederik Proß.

„Deutschland befindet sich im April 2021 in der dritten Welle der Coronavirus-Pandemie. Diese Situation ist eingetreten, weil Gegenmaßnahmen nicht frühzeitig eingeleitet und zu schnell Lockerungen beschlossen wurden, ohne sie durch eine verbesserte Test-Trace-Isolate (TTI)- Strategie abzusichern. Die Intensivstationen füllen sich wieder, derzeit sind über 4.500 Patienten in intensivmedizinischer Behandlung, mit steigender Tendenz. Der Altersdurchschnitt der Intensivpatient*innen liegt, wie zuvor schon in England und anderen Ländern, mit etwa 50 Jahren ca. 10-15 Jahre unter dem Altersdurchschnitt der Patienten der vorherigen beiden Wellen.“

Aus dem „No-Covid“-Strategiepapier „Dritte Welle beenden“

Sehr geehrter Herr Landrat, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

Machen Sie Pforzheim und den Enzkreis zur grünen Zone!

Zwei Mal haben Sie in den vergangenen Wochen versucht „Modellstadt“ oder „Modellregion“ für Lockerungen nach dem Tübinger Vorbild zu werden. Dabei war da in Tübingen schon absehbar, dass die Lockerungen auch zu steigenden Inzidenzen führen. Sie wollten also ein Experiment an ihren Bürgern durchführen, bei dem Sie die Gesundheit ihrer Bürger für (vermeintlich höheren) Konsum und „die Wirtschaft“ aufs Spiel setzen, ja vorsätzlich gefährden. Denn Maßnahmen wie Zugang nur nach Schnelltest etc. wirken nur bei niedrigen Inzidenzen. Das sieht auch ihr Kollege in Tübingen gerade.

Sie wollen, „den Menschen eine Perspektive bieten“ – das ist löblich. Wie wäre es, wenn Sie dabei aber auch den Kern ihrer Ämter ernst nehmen, den Bürgern zu dienen und alles dafür zu tun sie vor Schaden zu bewahren? Und wie wäre es, wenn Sie dies dabei auch noch wirtschaftsschonender tun könnten als mit der aktuellen Pandemiepolitik und den daraus resultierenden Jo-Jo-Effekten wie wir sie gerade erleben? Dann machen Sie Pforzheim und den Enzkreis zur Modellregion für die No-Covid-Strategie! Bewerben Sie sich bei der Landesregierung darum, dies hier umsetzen zu dürfen! Werben Sie darum, unsere Region zur Grünen Zone zu machen, also die 7-Tage Inzidenz deutlich unter 10 (Risikoinzidenz=0) zu bringen und dann die Rückkehr zur Normalität zu ermöglichen.

No-Covid ist die einzige wissenschaftsbasierte Strategie zur Eindämmung und Kontrolle der pandemischen Lage. Sie bedeutet nicht ewigen Lockdown, sondern genau das Gegenteil: ein konsequenter Lockdown bis zu einem klar definierten Ziel mit einem klar definierten Ende. Dies ist kein zeitliches Ziel, sondern ein Inzidenz-Ziel, nach dessen erreichen wieder quasi Normalität herrschen kann. Auch für den Einzelhandel, Kultur und Gastronomie. Aber genau das ist die Perspektive, die Sie den Menschen geben können. Und bevor sie in der, für unsere Breiten so typischen Art mit einem „Des klappt net“ oder „des kann doch Koiner welle“ antworten, nehmen Sie sich bitte die Zeit und befassen Sie sich mit der No-Covid-Strategie! Auf https://nocovid-europe.eu/ gibt es neben dem Rahmenpapier vom 18. Januar (!) auch Vorschläge zu Handlungsoptionen und Toolboxen für die Umsetzung in allen relevanten Bereichen. Das letzte, eingangs zitierte, Papier zur Beendigung der dritten Welle stammt vom 12. April. Die 14 Wissenschaftler*innen stammen aus allen Disziplinen von Virologie über Intensivmedizin und Public Health bis hin zu Politologie, Ökonomie und Jura. Kolleg*innen von Ihnen in NRW, allen voran Henriette Reker in Köln, haben sich damit befasst und wollen die Strategie umsetzen. In Baden-Württemberg wären Sie die Ersten, Sie könnten echte Vorreiter sein!

Handeln Sie also proaktiv, überholen Sie das Virus und bremsen es richtig aus! Bringen Sie sich wieder in die Lage in der Sie Handeln und nicht nur reagieren! Machen Sie Pforzheim und den Enzkreis zur grünen Zone und ermöglichen Sie uns allen wieder mehr Normalität!

Viele Grüße und bleiben Sie gesund,
Frederik Proß, Eisingen

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