Pforzheim gehört mit 296 Stolpersteinen zu den Städten mit vielen Steinen pro Einwohner. Verlegungen seit 2008.
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Auch im Pforzheimer Stadtgebiet sind die so genannten „Stolpersteine“ als riesiges Gesamtkunstwerk des Künstlers Gunter Demnig an vielen Stellen zu finden. Und auch wenn tatsächlich niemand physisch über einen Stolperstein stolpern kann – gedanklich kann man es durchaus. Denn jeder Stein erinnert an eine im NS-Regime verfolgte Person. Während einst vor allem jüdische Menschen, die in den NS-Konzentrationslagern ermordet wurde, auf Stolpersteinen verewigt sind, sind es seit einigen Jahren auch Menschen anderer Kulturen, Religionen oder auch Menschen, die im NS-Regime schlicht als „unwertes Leben“ bezeichnet wurden und beispielsweise vor dem Zweiten Weltkrieg aus dem Deutschen Reich geflohen sind. Ein großes und gedanklich nicht sehr einfaches Kunstwerk, das inzwischen in ganz Europa und teilweise sogar in Übersee zu finden ist.
Die „Stolpersteindichte“ in Pforzheim kann sich durchaus mit Großstädten messen. Während in Pforzheim auf rund 425 Menschen ein verlegter Stolperstein kommt, kommt in Berlin ein Stolperstein auf etwa 410 Menschen. In Hamburg sind es 306 Menschen auf einen Stolperstein. In Karlsruhe, wo seit 2017 aufgrund „unüberbrückbare Differenzen“ zwischen dem Verein Karlsruher Stadtgeschichte und Gunter Demnig keine Stolpersteine mehr verlegt werden, kommen auf eine Stolperstein gar rund 1.025 Menschen.
Organisationsarbeit vor Ort die Basis
Tatsächlich ist es nicht so, dass der Interessierte einfach auf einer Telefonnummer anrufen und einen Stolperstein bestellen könnte. Die Zusammenarbeit funktioniert so, dass vor Ort ein Verein oder eine Gruppe von Personen die Recherche nach verfolgten Personen im NS-Regime übernehmen und durchaus mühsame Vorarbeit leisten muss. Dabei wird sehr darauf geachtet, dass die Angaben der verfolgten Personen stimmen und möglichst mit offiziellen Stellen gegengeprüft werden. Das ist beispielsweise mit den jeweiligen Stadtarchiven oder Familienaufzeichnungen möglich.
In Pforzheim übernimmt diese Arbeit die „Löbliche Singergesellschaft von 1501“, einem Heimatverein im besten Sinne. Der über 500 Jahre alte Verein legt sich auch für die Stadtgeschichte Pforzheims in Zeug und hier werden seit 2008 auch die Pforzheimer Stolpersteine organisiert und betreut. Den regelmäßigen Neuverlegungen, die „die Löblichen“ mit Gunter Demnig vornimmt, werden hier entsprechend recherchiert und auch finanziert, wobei Stolpersteine, wie schon seit den ersten Stolpersteinen überhaupt, einen Paten haben, der mit einer einmaligen Gebühr den Kauf und die Einsetzung des Stolpersteines übernimmt.
So sind seit 2008 immerhin 296 Stolpersteine – und damit zufällig exakt so viele Stolpersteine wie in Karlsruhe – in Pforzheim verlegt worden, Tendenz grundsätzlich weiter steigend. Üblicherweise sind es in einer jährlichen Verlegeaktion um die zehn Stolpersteine, die verlegt werden, in einzelnen Jahren aber auch deutlich mehr. So wurden letztes Jahr im März gleich 26 Stolpersteine im Stadtgebiet eingebaut.
Eine Übersicht über die verlegten Stolpersteine, wem sie gewidmet sind, wann sie eingebaut wurden und wer die Partnerschaft übernommen hat, gibt es auf der Projektseite der Löblichen unter www.stolpersteine-pforzheim.de. Hier gibt es zu jeder verfolgten Person auch eine Kurzbiografie zum Nachlesen.