Gewerkschaftler starten mit Warnstreik am Montag eine Reihe weiterer Arbeitsniederlegungen in der Edelmetallbranche an. (Lesezeit: 3 Minuten)
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Der Betriebsratsvorsitzende der Firma Doduco, Peter Marincek, ging mit den Arbeitgebern bei der Warnstreik-Kundgebung am Montag scharf ins Gericht: „Es ist nicht akzeptabel, wenn die Arbeitgeber trotz zügiger Erholung der Konjunktur in der Branche die Variabilisierung aller Sonderzahlungen anstreben und obendrein am besten eine Nullrunde anstreben.“ Das werde Ihnen jedoch nicht gelingen, denn „auch die Edelmetaller seien wehrhaft“, so Marincek weiter.
Verärgert ist der Gewerkschafter auch über den Austritt der Firma Karl Scheufele aus der Tarifgemeinschaft des Arbeitgeberverbandes. „Kurz vor der letzten Tarifrunde die Firma G. Rau, bei der es zwischenzeitlich einen Anerkennungstarifvertrag gibt, nun ist es die Firma Scheufele, die ohne Not aus dem Arbeitgeberverband austrete. Dies belaste die Tarifrunden im Edelmetallbereich neben den ständig neuen Akteuren auf der Arbeitgeberseite zusätzlich,“ so der Betriebsratsvorsitzende, der auch langjähriges Tarif- und Verhandlungskommissionsmitglied auf Seiten der IG Metall ist.
Auch Max Könne, Betriebsratsvorsitzender der Allgemeinen Gold- und Silberscheideanstalt, forderte die Arbeitgeber angesichts der glänzenden Wirtschaftslage auf, den Beschäftigten der Schmuck-Uhren und Edelmetallindustrie „nicht das vorenthalten zu wollen, was in der Metallindustrie den Beschäftigten nach einem langen Ringen zugestanden worden sei“. Er machte deutlich, dass die Solidarität der Beschäftigten der Branche den Erfolg auch für die Edelmetaller bringen würde.
Solidarität aus der Metallindustrie erfuhren die Streikenden vom Betriebsratsvorsitzenden der Firma WISI, Martin Kolb. Er machte klar, dass es bei einer Tarifrunde nicht nur auf die besseren Argumente ankomme, sondern auf den Zusammenhalt und die Durchsetzungsfähigkeit der Beschäftigten. Bei einer Tarifrunde ginge es nie nur um die Beschäftigten der konkreten Branche, in der verhandelt wird, sondern immer auch um die Handlungsfähigkeit der gesamten IG Metall.
Jonathan Trapp von der IG Metall Pforzheim warnte die Edelmetallarbeitgeber davor Corona nicht dazu auszunutzen, um die Beschäftigten zu schröpfen. Nach „zehn Jahren Hochkonjunktur“ gebe es keinen Grund „bei jeder Krise gleich den Untergang der Branche heraufzubeschwören“. „Die Beschäftigten in den unteren Entgeltgruppen hat Corona ohnehin härter getroffen, als die Damen und Herren in den Chefetagen“, so Trapp.
Druck der Belegschaften „notwendig“
Zum Abschluss der Kundgebung machte die erste Bevollmächtigte der IG Metall Pforzheim, Liane Papaioannou deutlich, dass der Druck aus den Belegschaften offensichtlich auch in der Edelmetallbranche notwendig sei, um die Arbeitgeberseite zum Einlenken zu bewegen. Gleiches gelte auch die KFZ Handwerk, in dem die Arbeitgeber ebenfalls bereits zum Angriff übergegangen seien und Teile des Manteltarifvertrags gekündigt hätten. Ein ungeheuerlicher Vorgang so die Gewerkschafterin bei der Kundgebung.
Der Sprecher der IG Metall Pforzheim, Arno Rastetter kündigte weitere Arbeitsniederlegungen in der Edelmetallbranche in Pforzheim zum Ende der Woche an.