Arbeitnehmer erkämpfen sich Corona-Zuschlag und Tarifsteigerung ab 2022. Manteltarifvertrag mit Arbeitgebern wieder in Kraft.
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Mit einer Corona-Beihilfe von bis zu 500 Euro können die Beschäftigten im baden-württembergischen KFZ-Handwerk im August rechnen. Zusätzlich haben sich Vertreter der Gewerkschaft IG Metall und der Arbeitgeber darauf geeinigt, den einseitig von den Arbeitgebern gekündigten Manteltarifvertrag wieder aufzunehmen. Darauf haben sich nach dem Pilotabschluss im bayerischen Kfz-Handwerk die Tarifvertragspartner in Baden-Württemberg am Freitagabend verständigt.
Vorausgegangen waren Warnstreiks der Beschäftigten als Antwort auf die Kündigung des Manteltarifvertrags. Diese Kündigung wurde von Arbeitnehmerseite als Forderung für Verschlechterungen bei Zuschlägen der Arbeitszeit und bei der Samstagsarbeit gewertet.
Diese seien jetzt komplett vom Tisch. Darüber zeigt sich sowohl der Betriebsratsvorsitzende des größten Autohauses S & G (Mercedes) Dietmar Adler als auch der Betriebsratsvorsitzende der Hahn-Gruppe in der Region (VW) Harald Wörner erleichtert. Adler ist geradezu begeistert von diesem Abschluss: „Die geforderten Verschlechterungen sind vom Tisch, die Beschäftigten bekommen eine angemessene Corona Prämie in diesem Jahr und bereits ab Februar 2022 steigen die Einkommen um 2,2%,“ freut sich Adler für seine Kolleginnen und Kollegen. Sie hätten mit ihren Warnstreiks und Aktionen bei S & G von Offenburg über Karlsruhe bis Pforzheim und Bretten mit dazu beigetragen, dass die Arbeitgeber wieder zur Vernunft gekommen seien und man jetzt zum Alltag übergehen könne.
Der für das KFZ Handwerk zuständige Gewerkschaftssekretär in der Region Jonathan Trapp ergänzt: „Alleine im Enzkreis hätten sich über 200 Beschäftigte an den unterschiedlichsten Aktionen beteiligt. Durch die Entgelterhöhung im letzten Jahr von 2,6% sowie dem jetzigen Tarifabschluss, könne das Delta zur Metallindustrie seit vielen Jahren erstmals wieder verringert werden. Bezirksleiter der IG Metall Baden- Württemberg, Roman Zitzelsberger sprach auf der Kundgebung in Leinfelden-Echterdingen im Vorfeld der 2. Verhandlung von einem „historischen Moment“ in der Geschichte des Kfz-Handwerks. „Arbeitgeber, die denken, sie können Belastungen einseitig auf die Beschäftigten abwälzen, bekommen die richtige Antwort von uns: Wer eine unserer Branchen angreift, greift die gesamte IG Metall an. Gute Arbeitsbedingungen und faire Entlohnung sind ein Muss und wurden hart erkämpft. Deshalb machen wir so lange weiter Druck, bis es ein zufriedenstellendes Ergebnis gibt.“
Den Wendepunkt in den Tarifgesprächen hätten nach Meinung von Arno Rastetter, Sprecher der IG Metall Pforzheim, die Beschäftigten in den KFZ Betrieben eingeleitet. Noch nie hätten sich so viele Beschäftigte an Aktionen der IG Metall in dieser Branche beteiligt als in diesem Jahr. Seit Ablauf der Friedenspflicht Ende Mai haben sich allein im Südwesten mehr als 5.000 Beschäftigte der Autohäuser von Mercedes-Benz, Audi, Porsche, VW, BMW, MAN und Ford an Warnstreiks beteiligt, die Aktionen reichten von Frühschluss über Mobilitätskorsos bis zu Menschenketten.
Eckpunkte des Tarifabschlusses:
- Beschäftigte im im baden-württembergischen Kfz-Handwerk bekommen im August eine einmalige Corona-Beihilfe von 500 Euro.
- Auszubildende erhalten eine einmalige Corona-Beihilfe von 220 Euro
- Ab Februar 2022 steigen die Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen um 2,2 Prozent. Auszubildende verdienen ab Februar 2022 dann 60 Euro mehr im Monat.
- Die von den Arbeitgebern in dieser Tarifrunde aufgestellten Forderungen nach Veränderungen im Manteltarifvertrag und beispielsweise dem Samstag als zusätzlichen Regelarbeitstag wurden zurückgenommen.
Der neue Entgelttarifvertrag läuft bis Ende März 2023, der Manteltarifvertrag ist unverändert wieder in Kraft.
Quelle(n): pm