"Ich kann heute nicht ins Geschäft kommen, ich hab' Europameisterschaft". So könnte die Entschuldigung einiger italienischer Arbeitnehmer heute morgen ausgesehen haben, nachdem sie die ganze Nacht durchgefeiert haben.
(Lesezeit: 4 Minuten)Hinweis: Dies ist ein Archivbeitrag.
Dieser Beitrag ist im Archiv von PF-BITS. Hier eventuell angegebene Telefon- und Kontaktmöglichkeiten sowie Terminangaben sind möglicherweise nicht mehr aktuell.
Laut hupend fuhren die italienischen Fußballfans durch die Pforzheimer Innenstadt, nachdem ihre Nationalmannschaft, die „Squadra Azzurra“, den Siegerpokal der Fußball-Europameisterschaft gewonnen hatte. Den ganzen Abend fieberten die Fußballfans an unterschiedlichen Orten dem Sieg entgegen. Eines der größten Treffen war wohl am Fuß des Schlossbergs in einer Pizzeria, wo drei große Fernseher aufgebaut waren und die Übertragung in italienischer Sprache reportiert wurde.
Einer schon festen Tradition folgend wurde eine riesige Italien-Fahne aufgehängt und ein überdimensionaler silberner Pokal stand vor den Türen des Restaurants. Immer zu Fußballspielen wird dieses Requisit aus dem Lager hervorgeholt und dient als beliebtes Fotozubehör für Gruppenbilder. Unterwegs waren ganze Familien und feierten ein rauschendes Fußballfest, die Jüngsten saßen kurz vor dem Elfmeterschießen auf den Armen ihrer Eltern waren kurz vor dem Einschlafen und die größeren standen begeistert auf den Bierbänken. Wild gestikulierend fieberten die Fans vor den Monitoren mit und gaben lautstark Anweisungen an die Spieler auf dem Feld.
Jubel noch in den Randbezirken hörbar
Im Arlinger herrschte weit nach Mitternacht absolute Ruhe, doch der Jubel aus der Innenstadt war auch dort zu hören. Das Hupen der Fahrzeuge drang bis in den Pforzheimer Westen vor, sogar die im Chor gebrüllten Rufe der Schlachtenbummler konnte man deutlich vernehmen.
Ein Herr, der in der Innenstadt am Straßenrand stand und dem wilden Treiben zusah, gönnt den Fans zwar ihre Freude, war aber über den Schallpegel wenig erfreut, da er selbst „am Montagmorgen wieder rechtzeitig aufstehen muss“. Er wäre dafür, dass solche Endspiele an einem Samstagabend ausgeführt werden, wenn alle dann am Sonntag gemütlich ausschlafen können: „Ich habe Eltern gesehen, die ihre Kleinkinder zum Korso mitgeschleppt haben und diese dann der Lautstärke der hupenden Fahrzeuge und grölenden Fans ausgesetzt waren.“
Polizei greift nur im äußersten Notfall ein
Nach Spielende sperrte die Polizei sofort den Bereich um den unteren Schlossberg weiträumig für Fahrzeuge ab, da zur vorhandenen Menschenmenge noch weitere Fans zu Fuß erwartet wurden, was dann auch kurze Zeit später eintrat. Die Beamtinnen und Beamten der Polizei hielten sich im Hintergrund und ließen der feierwütigen Menge genügend Zeit und Raum zum feiern. Nur in seltenen Ausnahmefällen mussten sie einschreiten, wenn zum Beispiel die Verkehrssicherheit gefährdet wurde oder sich Menschen in Gefahr brachten, weil sie sich beim Fahren durchs Fenster aus dem Auto hängen ließen. Ebenfalls eingegriffen wurde, wenn Autokennzeichen durch Fahnen oder Transparente verdeckt waren.
Eine Bildergalerie mit Fotos vom Endspielabend finden sie auf Ritschratsch-Klick.de.