Jugendliche bauen Sehenswürdigkeiten der Stadt in einem Medienbildungsprojekt in einer virtuellen Umgebung nach.
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Seit Mai bauen 20 Kinder und Jugendliche im Alter von 9 bis 22 Jahren an einem virtuellen Abbild von Pforzheim. Die Initiative dazu stammt von der Abteilung Kulturelle Bildung beim Kulturamt. Beworben haben die Initiatorinnen die spielerische Freizeitaktion über die Social-Media-Kanäle Instagram und Facebook. In Zeiten von Corona geht die Stadtpädagogik neue Wege, um die heranwachsende Generation dazu zu bringen, sich mit der eigenen Heimat- und Wohnstadt auseinander zu setzen.
Die jungen Bauleute arbeiten mit dem Open-Source-Programm „Minetest“, einer Art digitalem Bausteinkasten. Die kostenlose Variante des bekannteren Computerspiels „Minecraft“ ermöglicht vielen Jugendlichen die Teilnahme. Nachdem die Bauwilligen sich ordnungsgemäß beim Kulturamt registriert hatten, erhielten sie Zugang zu einem Server. Dort erwartete sie ein an das Gelände der Pforzheimer Innenstadt angepasstes Stadtentwicklungsgebiet mit über 20 Bauplätzen. Im realen Pforzheim ragen an dieser Stelle markante und stadtbildprägende Gebäude in die Höhe. Die anspruchsvolle Aufgabe an die unterschiedlich großen Bauteams, die sich gleich im ersten Workshop gebildet hatten, lautete: Baut diese typischen Architekturen der Goldstadt nach.
„Wir waren vollkommen überrascht, mit welchem Feuereifer sich die Kinder und Jugendlichen, teils mit Unterstützung von älteren Familienangehörigen, ans Werk gemacht haben“, berichtet die Projektleiterin und Beauftragte für Kulturelle Bildung Susanne Reinmüller begeistert. Binnen kürzester Zeit wuchsen die Stadtkirche, der ZOB Süd, der Hauptbahnhof und die Schlösslegalerie auf dem virtuellen Bauareal in die Höhe. Weitere Architekturen folgten. Bei regelmäßigen Workshops, in denen sich die Teams treffen, präsentieren sie sich gegenseitig ihre Baufortschritte, zollen einander Respekt und bringen ihre Freude am virtuellen Bauen zum Ausdruck. Als Austauschforum wurde ein Chat eingerichtet, damit die jungen Teilnehmenden sich jederzeit treffen und zum Bauen verabreden können. Auch die Kommunikation mit dem Kulturamt erfolgt auf diesem Weg.
„Peer-Learning“ mit Medienbildung
Mit diesem spiele-basierten Angebot, das Teamerlebnisse, kollaboratives Arbeiten, kreative Ideenfindungen und kritische Überlegungen ebenso ermöglicht wie beflügelnde Flow-Erfahrungen, setzen die Mitarbeiterinnen des Kulturamts auf lebendiges Peer-Learning in Kombination mit Medienbildung. „Die Kinder und Jugendlichen geben sich Tipps zu den Dachformen, schicken sich im Chat Fotos der echten Gebäude zu, diskutieren Material, Funktion, Beleuchtungen”, schildert Kulturamtsmitarbeiterin Melike Helimergin. Die Bauprozesse verlangen von den jugendlichen Teilnehmenden unterschiedlichste Skills und Stärken. Der Erfolg entsteht durch das gemeinsame Zusammenspiel, das zugleich soziale und personale Kompetenzen fördert und ganzheitliches Lernen in den Fokus rückt.
Wie geht es weiter? Nach einer ersten Phase, in der bestehende Gebäude nachgebaut werden, sollen im Herbst Baulücken, die auch im realen Stadtbild immer noch zahlreich vertreten sind, geschlossen werden. Hier können die jungen Bauleute ihre Gestaltungsfreude spielen lassen und der Stadtgesellschaft zeigen, wie sie sich „ihr“ Pforzheim der Zukunft vorstellen. „Dieses beispielhafte, partizipative Jugendprojekt verknüpft die Beschäftigung mit dem gebauten Lebensumfeld und die Auseinandersetzung mit kulturellem Erbe, Architektur, Stadtplanung und Stadtentwicklung. Als Modellprojekt stiftet es Teilhabe und Identifikation und lädt zur Fortsetzung ein“, lobt Kultur- und Baubürgermeisterin Sibylle Schüssler.
Weitere Teilnehmer gesucht
Wer jetzt noch Interesse am virtuellen Bauen bekommen hat, darf sich bei Melike Helimergin vom Kulturamt melden (melike.helimergin@pforzheim.de). Der nächste Workshoptermin, bei dem sie auch gerne neue Bauleute auf den Server holt, ist zu Beginn der Sommerferien am Freitag, 30. Juli 2021 um 11 Uhr. Bis dahin kann man sich per E-Mail melden und bekommt den entsprechenden Einladungslink. Für weitere inhaltliche Rückfragen stehen Susanne Reinmüller (susanne.reinmueller@pforzheim.de oder Telefon 07231 39 2079) und Melike Helimergin (melike.helimergin@pforzheim.de oder 07231 39 1435) zur Verfügung.