Verein "Mehr Demokratie" untersucht Bürgermeisterwahlen in Baden-Württemberg der letzten acht Jahre.
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In einer Untersuchung hat der Verein „Mehr Demokratie“ auf Basis einer Datenbank zu sämtlichen Bürgermeisterwahlen in allen 1.101 Gemeinden Baden-Württembergs im achtjährigen Zeitraum vom 1. Juli 2013 bis 30. Juni 2021 aktuelle Trends ermittelt, die sich in den letzten Jahren entwickelt haben.
Bürgermeisterposten sind, so die Untersuchungsergebnisse, immer häufiger keine Jobs auf Lebenszeit. Trete ein amtierender Bürgermeister erneut an, so ist im Trend dessen Abwahl wahrscheinlicher geworden. Zu Beginn des Untersuchungszeitraums (2013-2015) lag die Wahrscheinlichkeit dafür nur bei 2,3 %. Sie stieg 2015-2017 auf 8,7 %, 2017-2019 lag sie bei 6,3 %, und 2019-2021 wurden 12,3 % aller für eine weitere Amtszeit antretenden Bürgermeister abgewählt.
Ebenso werde immer häufiger ein zweiter Wahlgang notwendig, weil im ersten Wahlgang kein Bewerber eine absolute Mehrheit erzielen konnte. Lag dieser Fall zu Beginn des Untersuchungszeitraums noch bei 12,9 % aller Bürgermeisterwahlen vor, so stieg der Anteil in den letzten zwei Jahren auf 17,4 %. Die Wahlbeteiligung bei Bürgermeisterwahlen ist in der Tendenz ebenfalls steigend, von 51,4 % im ersten Zeitintervall 2013-2015 auf 52,6 % im Zeitintervall 2019-2021, während der Anteil der Wahlberechtigten an allen Einwohnern der jeweiligen Gemeinde im Untersuchungszeitraum kontinuierlich von 80,1 % im Zeitintervall 2013-2015 auf 79,2 % im Zeitintervall 2019-2021 gesunken ist.
Die durchschnittliche Zahl der Bewerbern bei einer Bürgermeisterwahl ist im Untersuchungszeitraum nur unwesentlich gestiegen (2013-2015: 2,7 Kandidierende; 2019-2021: 2,8 Kandidierende).
Der Anteil der bei Bürgermeisterwahlen gewählten Frauen ist in den ersten sechs Jahren des Untersuchungszeitraums zunächst tendenziell gesunken (2013-2015: 9,8 %; 2015-2017: 8,7 %; 2017-2019: 6,3 %), um dann in den letzten zwei Jahren (2019-2021) wieder zuzunehmen (11,5 %).
Einen „Niedergang“ der CDU stellte der Verein nicht nur bei Landtagswahlen fest, sondern auch bei Bürgermeisterwahlen. So hätten in den ersten zwei Jahren des Untersuchungszeitraumes (Juli 2013 bis Juli 2015) noch in 30,2 % aller Bürgermeisterwahlen ein Bewerber mit CDU-Parteibuch gewonnen. Zwei Jahre später seien es nur noch 28,3 %, 2017 bis 2019 noch 25 % und im Zeitraum von Juli 2019 bis Juni 2021 gar nur noch 22,9 % gewesen. Allerdings käme diese Entwicklung Bewerber anderer Parteien kaum zugute, sondern vor allem parteilosen Bewerbern, die im Gegenzug von 58,0 % (2013-2015) auf 64,9 % (2019-2021) zulegen konnten.