Kommunales Kino und Autobahn GmbH Südwest zeigen mit Vorprogramm das Roadmovie "25 km/h" buchstäblich auf der A 8.
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Die Autobahn A 8 ist bei Pforzheim nun wirklich kein Ort, der zumindest derzeit gut im Gedächtnis bleibt. Selbst SWR1-Moderator Matthias Sziedat – und damit jemand, der Staumeldungen von genau diesem Bereich der A 8 praktisch täglich aufsagen muss – gibt das freimütig zu. Umso philosophischer wurde er am Samstagabend auf der Showbühne des ersten Autobahnkinos Deutschlands: „Haben Sie schon mal Grillen an der Autobahn gehört? Faszinierend!“
Auf dem Highway war die Hölle los: 500 Menschen (und damit ein komplett ausverkauftes Haus eine innerhalb von wenigen Minuten im Vorverkauf komplett ausverkaufte Autobahn) hatten sich die Mühe gemacht, ihr Auto gut einen Kilometer entfernt auf ein Parkplatz eines Möbelhauses zu parken und einen buchstäblich steinigen Weg zum Steg am Gildbachweg zu laufen. Auf einer eigens aufgebauten temporären Treppe ging es direkt auf die Fahrbahn, deren Flüsterasphalt am Samstagabend so gar nicht gebraucht wurde, den ein oder anderen aber doch staunen ließ, wie fein eine moderne Autobahnoberfläche aussieht.
Das Zirpen der Grillen war zu diesem Zeitpunkt aber auch deshalb so gut zu hören, nachdem zuvor die SWR1-Band rund eineinhalb Stunden lang mit einem Potpourri an rockigen Oldies inklusive Zugabe für gute Stimmung sorgte. Da streckten sich die Arme nach oben und der/die ein(e) oder andere schwang im hinteren Bereich gar das Tanzbein auf der Mittelspur.
Für das gelungene Happening sorgte dann schließlich auch noch die Feuerwehr Pforzheim, die neben der Bereitstellung von Technik und Beleuchtung auch noch das Grillen (klar, wer kann das besser als die Feuerwehr?) und den Verkauf von Getränken übernahm. Zusätzliches Personal und Technik stellte das Kulturhaus Osterfeld und auch der Südwestrundfunk, der sowohl in den SWR-Radioprogrammen mehrfach auf die Veranstaltung hinwies und auch einen Beitrag in der Abendschau des Südwestfernsehens produzierte.
Fast schon erleichtert waren zu diesem Zeitpunkt die Macher des Kommunalen Kinos Pforzheim um Geschäftsführerin Christine Müh, Projektleiterin Sarah Münzer und Technikchef Timo Gerstel, die bereits mehrere Monate zuvor am Autobahnkino organisatorisch arbeiteten. Eine Vielzahl an Genehmigungen und technische Vorbereitungen mussten getroffen werden, bevor die 15 Meter breite Leinwand am Fußgängersteg aufgehängt und die 500 Stühle aufgestellt werden konnten. Bei der Autobahn GmbH Südwest, der die Autobahn gehört, gab es indes von Anfang an offene Türen bei dieser Vor-Ort-Veranstaltung, denn wenn schon die Autobahn aufgrund Brückenabrissarbeiten rund 48 Stunden gesperrt würde, dann kann man ja auch gleich etwas sinnvolles darauf machen. Auch die Stadtverwaltung half mit ihren Möglichkeiten mit; so übernahm Oberbürgermeister Peter Boch die Schirmherrschaft. Umso verwunderlicher, dass nur Bundestagsabgeordnete Katja Mast und Landtagsabgeordneter Erik Schweickert den Weg auf die Autobahn fanden; Repräsentanten der Stadt waren – wieder einmal – nicht zu sehen.
Da das Kommunales Kino nicht nur Unterhaltung liefert, sondern auch einen Bildungsanspruch hat, sorgten im Vorprogramm zwei Einspielfilme für Erhellendes. Der Historiker Olaf Schulze erzählte in einem informativen Einspielfilm einiges über die Geschichte der Autobahn A 8 bei Pforzheim und räumte vor allem mit dem häufig erzählten Gerücht auf, die Autobahn sei vom Hitlerregime geplant gewesen. Die Autobahngesellschaft wiederum zeigte in einem aufwendig gestalteten Film des Regierungspräsidiums Karlsruhe, aus welchen Modulen der komplexe Bereich der Enztalquerung besteht und wie diese, dargestellt in Computersimulationen, ab dem Jahr 2026 aussehen werden.
Echtes Roadmovie auf dem Highway
Mit dem deutschen Spielfilm „25 km/h“, in dem die Schauspieler Bjarne Mädel und Lars Eidinger eine liebenswerte Geschwisterbeziehung darstellen, die zwei Brüder nach dem Tod ihres Vaters wieder auf ihre Mofas bringt, war auch ein nahezu perfektes Roadmovie aus dem Jahr 2018 gefunden. Zusammen mit einem Sonnenuntergang, den Blick gen Westen, das besagte Zirpen von Grillen, frischem Popcorn und einer unvergleichlichen Stimmung kann man der vielbesungenen „Freiheit der Straße“ nicht noch mehr huldigen.
Wann ist ein Kino gut? Wenn am Ende einer Veranstaltung Wehmut aufkommt und sofort auch der Wunsch nach Wiederholung. Und wer weiß, denn die Autobahn A 8 wird in den nächsten Jahren immer wieder einmal für ein Wochenende gesperrt sein. Es kann nur noch besser werden.