Auch Burger King zieht seit dieser Woche mit einer Reihe von vegetarischen und gar veganen Produkten in den Markt der fleischlosen Burger. (Lesezeit: 7 Minuten)
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Lange nach dem Branchenprimus McDonald’s beginnt nun auch Burger King eine neue Produktkategorie mit vegetarischem Fleischersatz, ganz modern als „plant-based“ bezeichnet – also „pflanzenbasiert“. Und während McDonald’s vor allem den Ersatz von Rindfleisch forciert, traut sich Burger King hier auch an Ersatz für Fleisch, das eigentlich in der Wahrnehmung vieler Kunden sowieso das „gesündere“ Fleisch sein soll, nämlich Hähnchenfleisch.
Einer dieser Evergreen-Produkte ist der so genannte „Long Chicken“, also ein länglicher Burger mit einem ebenso länglichen Patty aus frittiertem Hähnchenfleisch, der in direkter Konkurrenz zum sehr ähnlichen „McChicken“ des Restaurants zum Goldenen Doppelbogen steht. Und seit Dienstag gibt es diesen „Long Chicken“ nun bundesweit auch in der Variante „Plant-based Long Chicken“, frisch eingeführt am Dienstag.
Das bedeutet im Klartext, dass der Hähnchen-Patty bei dieser Variante nicht aus Hähnchenfleisch besteht, sondern aus einem Patty auf Basis von Soja- und Weizen, die ebenso in eine Panade eingepackt ist, wie die Hähnchen-Variante. Für den Patty zeichnet übrigens nicht Burger King direkt verantwortlich, sondern die Unilever-Tochter „The Vegetarian Butcher“, die den Patty zuliefert.
Burger King überrascht mit Vegan-Zertifizierung
Dass der „Plant-based Long Chicken“ und auch die „Plant-based Nuggets“, die es schon seit August 2020 gibt, noch ein wenig mehr besonders sind, zeigt sich an einem unscheinbaren Zeichen, das mit dem Start der Plant-based-Produkte in dieser Woche mit kommuniziert wird. Beide Produkte sind nämlich nicht nur vegetarisch, sondern vegan, enthalten also überhaupt keine tierischen Bestandteile wie beispielsweise Milch oder Ei. Und das ist zumindest beim „Long-Chicken“-Burger gleich zweifach eine Herausforderung, denn so dürfen weder in den Patty tierische Produkte, aber eben auch nicht in die Soße, die sich somit ebenfalls von der verwendeten Soße im normalen „Long Chicken“ unterscheiden muss.
Übrigens gibt es vom „Plant-based Long Chicken“ auch eine nicht-vegane Variante mit Schmelzkäse, die allerdings nach unseren Beobachtungen weder von Burger King offiziell beworben wird, noch in allen Filialen erhältlich ist. Zumindest in der Burger-King-Filiale in Niefern-Öschelbronn gibt es, vermutlich als Testmarkt, auch die Variante mit Schmelzkäse, die dann „nur“ vegetarisch ist.
Aber genug der Theorie! Wir fahren zur Burger-King-Filiale nach Niefern und bestellen einen „Plant-based Long Chicken“, zusammen mit einem normalen „Long Chicken“, der als Vergleichsobjekt dienen soll (und ich auch echt Hunger hatte).
Der „Gourmet-Test“
(Hinweis vorab: Dieser Test ist weder im Auftrag, noch in Kenntnis von Burger King Deutschland oder der Filialverantwortlichen entstanden. Der Burger wurde unangemeldet bestellt und selbstverständlich normal bezahlt.)
Das Aussehen
Auf der ansonsten gleichen Verpackung zeigt nur ein Aufkleber von „The Vegetarian Butcher“, dass hier der „Plant-based Long Chicken“ eingepackt ist. Und nach dem Auspacken des vegetarischen Burgers zeigt sich ein Burger, der absolut gleich zur Fleischvariante aussieht. Und zwar wirklich „gleich“, denn selbst der vegetarische Patty ist nicht vom Hähnchen-Patty zu unterscheiden. Auch Sesam-Brötchen, Salat und Soße sehen absolut identisch aus.
Da der „Long Chicken“ deutlich weniger wuchtig daherkommt, wie beispielsweise so Ungetüme wie der Doppel-Whopper oder noch größerer Kavenzmänner, ist auch das Aufessen des Burgers eine vergleichsweise saubere Angelegenheit, die auch Anfänger hinbekommen. Das ist bei der Plant-based-Variante nicht anders – der Burger zerfällt nicht in Einzelteile, wie es die großen Burger machen, wenn man nicht weiß, wie man sie isst. (Und das wissen sehr viele Menschen nicht.)
Der Geschmack
Ebenso unspektakulär isst sich der vegetarische Burger, denn er schmeckt absolut identisch zur Fleischvariante. Der Patty ist rein subjektiv betrachtet ein wenig weicher, aber ansonsten gibt es keinen geschmacklichen Unterschied. Null. Der vegetarische Patty schmeckt nach Hähnchen und bringt keinerlei künstlichen Geschmack mit.
Die Idee mit dem Schmelzkäse, den es, wie geschrieben, wohl derzeit nur in einigen Testmärkten mit dem „Plant-based Long Chicken“ gibt, ist übrigens gut. Auch wenn der Käse jeglichen Versuch von „besserem Essen“ zunichte macht, harmoniert der traditionell geschmacksstarke Käse ebenso auch im vegetarischen Burger.
Der danach gegessene „Long Chicken“ war als Vergleich zur zuerst gegessenen vegetarischen Variante daher ebenso völlig unspektakulär. Gefühlt war der echte Hähnchengeschmack ein wenig intensiver, aber der Eindruck ist rein subjektiv. Lediglich die Soße schmeckt bei der Fleischvariante ein wenig anders, aber weder besser, noch schlechter.
Nährwerte … naja
Erstaunlicherweise kommen der „Long Chicken“ und der „Plant-based Long Chicken“ auf fast die gleichen (immer noch recht deftigen) Nährwerte.
Long Chicken (mit Fleisch) | Long Chicken Plant-based (fleischlos) | |
---|---|---|
Brennwert | 2.460 kJ (588 kcal) | 2.436 kJ (582 kcal) |
Fett | 34 g | 32 g |
davon gesättigte Fettsäuren | 4 g | 3 g |
Kohlenhydrate | 48 g | 52 g |
davon Zucker | 5 g | 6 g |
Eiweiß | 21 g | 16 g |
Salz | 4 g | 3 g |
Auch beim allergrößten Burger, dem „Bing King XXL“ sieht es im Vergleich zur vegetarischen Variante nicht sehr viel besser aus. Während der „Big King XXL“ mit seinen über 220 Gramm Fleisch auf krasse 4.028 kJ (963 kcal) kommt, schafft der „Big King XXL Plant-based“ immer noch ziemlich deftige 3.025 kJ (723 kcal). Eine halbwegs gesunde Alternative sind also bei Burger King auch die vegetarischen/veganen Burger keinesfalls.
Die Pressestelle von Burger King Deutschland ist sich diesem Umstand bewusst. Bei den fleischfreien Produkten auf dem Markt sei dies „recht üblich“, wie etwa beim Vegan TS von McDonald’s im Vergleich zum Royal TS. Und in der Tat erreichte der inzwischen nicht mehr erhältliche „Big Vegan TS“ von McDonald’s seine deutlich niedrigeren Nährwerte vor allem durch den Verzicht auf Zutaten wie Käse oder Speck, die in vergleichbaren Burgern vorhanden waren.
Gangbare Alternative?
Dennoch: Die „Plant-based“-Burger bei Burger King sind interessante Produkte und ökologisch gesehen ein guter Weg. Dass wir weniger Fleisch essen und vor allem weniger Fleisch produzieren sollten, dürfte inzwischen jedem klar sein. Der Luxus, jeden Tag unendlich viel Fleisch essen zu können, wird teuer mit massivem Ressourcenverbrauch erkauft. Da sind vegetarische Burger tatsächlich gangbare Alternativen, die darüber hinaus – zumindest bei den Chicken-Varianten – so schmecken, wie die Originale.
Allerdings: Ein rechter Quell der Gesundheit sind auch die vegetarischen Burger nicht. Die Nährwerte entsprechen nahezu den Werten der fleischbasierten Kollegen und das ist schlicht zu viel.
Update: Wir haben den Artikel um ein Statement von Burger King Deutschland ergänzt und die Benennung des Produktes von „Long Chicken Plant-based“ auf das korrekte „Plant-based Long Chicken“ abgeändert.