Ist der Impfstoff von Moderna schlechter als der von Biontech? (Nein.)

Impfung (Symbolbild) Foto: CDC on Unsplash

Warum es Sinn macht, sich bei der Wahl des Impfstoffes nicht vom Bauch leiten zu lassen, sondern vom Kopf.

(Lesezeit: 4 Minuten)

Hinweis: Dies ist ein Archivbeitrag.
Dieser Beitrag ist im Archiv von PF-BITS. Hier eventuell angegebene Telefon- und Kontaktmöglichkeiten sowie Terminangaben sind möglicherweise nicht mehr aktuell.

Es grenzt bisweilen an Hysterie, was an der Impffront abläuft. Während vor allem in Deutschland der Impfstoff von Biontech regelrecht zum Selbstläufer geworden ist, kommen andere Impfstoffe in den Ruf, vermeintlich „schlechter“ zu sein. Was wiederum dazu führt, dass sich Menschen aktiv gegen eine Impfung entscheiden, wenn sie nicht ihren „Wunsch-Impfstoff“ erhalten.

Besonders irrsinnig wird das bei den Impfstoffen von Moderna („Spikevax“) und Biontech („Comirnaty“). Beide sind mRNA-Impfstoffe, setzen also das gleiche Prinzip ein, um im Körper eine Immunisierung zu erzeugen. Und das mit nahezu gleichen Ergebnissen.

Ein klarer Kopf ist daher der wichtigste Anhaltspunkt, wenn es um die Corona-Schutzimpfung geht: Denn dass die Ständige Impfkommission (STIKO) Anfang November eine Empfehlung ausgegeben hat, den Impfstoff von Moderna nicht an Personen unter 30 Jahren zu verimpfen, ist zunächst einmal eine Empfehlung auf Basis von statistischen Meldedaten, wie man gut lesbar der Pressemitteilung des Robert-Koch-Instituts zur Empfehlung entnehmen kann. In dieser Empfehlung wird Bezug darauf genommen, dass es bei beiden mRNA-Impfstoffen bei jüngeren Menschen zu Nebenwirkungen kommen kann:

Aktuelle Meldeanalysen zeigen, dass Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen bei Jungen und jungen Männern sowie bei Mädchen und jungen Frauen unter 30 Jahren nach der Impfung mit Spikevax häufiger beobachtet wurden als nach der Impfung mit Comirnaty. Für Menschen ab 30 Jahren besteht nach der Impfung mit Spikevax kein erhöhtes Risiko für eine Herzmuskelentzündung und Herzbeutelentzündung. Nach den bisher vorliegenden Sicherheitsberichten ist der akute Verlauf von impfstoffbedingten Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen überwiegend mild.

Der Impfstoff von Moderna ist also nicht pauschal „schlecht“, sondern mit dieser Eingrenzung auf Personen über einem Alter von 30 Jahren wird nach derzeitiger Datenlage ein offensichtlich leicht höheres Risiko für jüngere Menschen möglichst ausgeschlossen, in dem dieser nicht an junge Menschen verimpft werden soll. Eine Empfehlung versus der Wirksamkeit: Eine US-Studie hat nämlich das Ergebnis, dass gegen die aktuelle Delta-Variante der Moderna-Impfstoff zu 76 % eine Infektion verhindert, während der Biontech-Impfstoff hier mit 42 % aufwartet.

Unterm Strich gesehen schützen also beide Impfstoffe gut gegen Infektionen und gegen schwere Verläufe, was bei allen Impfstoffen auch das Ziel ist. Oder einfach heruntergebrochen: Wenn Sie über 30 Jahre alt sind, gibt es aktuell keinen echten, fundierten Grund, den Impfstoff von Moderna zu verschmähen, nur weil man „irgendwo gehört hat“, der von Biontech sei „besser“.

Ist ein anderer Impfstoff für eine Booster-Impfung nicht vielleicht besser?

Schon bei den ersten Erst- und Zweitimpfungen zeigte sich, dass bei einer Kreuzimpfung – also der Nutzung eines anderen Impfstoffes bei einer Zweitimpfung – offenbar die Immunisierung besser war. Im Juli hatte die STIKO beispielsweise die Empfehlung ausgegeben, bei Personen, die mit der Erstimpfung mit dem Astra-Zeneca-Impfstoff „Vaxzevria“ versorgt wurden, die Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff durchzuführen. Die Studienlage hatte bis dahin gezeigt, dass bei einer Kombination beider Impfstoffe der Schutz noch höher war, als nach einer zweifachen Impfung mit dem Astra-Zeneca-Impfstoff.

Zudem haben Kreuzimpfungen keinen Seltenheitswert; schon bei Impfungen wie beispielsweise gegen die Krankheit FSME, die durch verseuchte Zecken übertragen wird, sind drei Impfungen zum Basisschutz notwendig und auch hier können Impfstoffe kreuzgeimpft werden.

Über Besim Karadeniz 4638 Artikel
Besim Karadeniz (bka), Jahrgang 1975, ist Autor und Erfinder von PF-BITS seit 2016. Er ist beruflich selbstständiger Web-Berater und -Entwickler. Neben PF-BITS betreut er mehrere weitere Online-Projekte und kann auf einen inzwischen über 25-jährigen Online-Erfahrungsschatz zurückblicken. Neben der technischen Betreuung von PF-BITS schreibt er regelmäßig Artikel und Kolumnen.