Pforzheimer Weihnachtsmarkt-Kater

Die Schließung des Weihnachtsmarktes kommt mit Ansage und ist eine herbe Bruchlandung für die Stadtverwaltung.

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Es war zu erwarten, dass der Pforzheimer Weihnachtsmarkt nicht sehr lange offenbleiben würde. Spätestens nachdem seit gestern die Neufassung der baden-württembergischen Corona-Verordnung noch schärfere Zugangsregelungen erfordern, auch Geimpften und Genesenen eine Testpflicht auferlegen und der Weihnachtsmarkt nur noch für die Hälfte der üblichen Besuchern zugelassen ist. Man sei im Rathaus „enttäuscht“ darüber, so die Stadt in einer Pressemitteilung und könne den Weihnachtsmarkt „beim besten Willen“ nicht mehr offenhalten.

So weit, so schlecht.

Dass die Zuspitzung der Corona-Pandemie aber so überraschend kommt, wie Oberbürgermeister Peter Boch und Erster Bürgermeister Dirk Büscher zu suggerieren versuchen, ist eine sehr lahme Entschuldigung. Denn selbstverständlich war es der (vielleicht sogar verzweifelte) Versuch, mit dem Kopf gegen die Pandemiewand zu laufen in der Hoffnung, dass schon alles irgendwie gut gehen werde.

Die harten Fakten, die es schon seit Monaten gibt, haben aber schon im Spätherbst gezeigt, dass Hoffnung nichts ist, was eine Pandemie eindämmen kann. Allein die 7-Tage-Inzidenz in Pforzheim zeigt bereits seit Ende Oktober nur in eine Richtung: Steil nach oben. Und das Corona-Neuinfektionsgeschehen hat bereits Mitte Oktober einen exponentiellen Anstieg gestartet, der bis heute nicht ansatzweise eine Plateaubildung zeigt. Damit verbunden die weitgehend besiegelte Überlastung der Krankenhäuser in den nächsten Wochen.

Mit allen damit verbundenen Auswirkungen:

  • Bund und Land drängen eindringlich dazu, Kontakte so weit wie möglich einzuschränken.
  • Bereits seit mehr als 14 Tagen sind die Intensivstationen in den beiden Pforzheimer Krankenhäusern am Anschlag.
  • In Pflegeheimen und Schulen gibt es bedeutende Corona-Ausbrüche.
  • Die Impfambulanz ist nach einer lahmen Impfkampagne nun hoffnungslos überlastet mit Impfwilligen.
  • Pforzheim gehört in Baden-Württemberg zu den am stärksten betroffenen Infektionsgebieten und hat darüber hinaus die schlechteste Impfquote im Land

Und jetzt sind wir „überrascht“? Am ehesten vielleicht noch über das „vernünftige Konzept“, das die Änderung der Corona-Verordnung nun „zerstöre“. Auf erschreckende Weise zeigte nämlich ein Redakteur des Pforzheimer Kuriers am Montagabend in einem Selbstversuch (kostenpflichtiger Artikel), wie das Corona-Impfzertifikat seiner Frau bei der Zugangskontrolle anstandslos akzeptiert wurde. Abgleich mit dem Personalausweis ade. Und vor Ort lässt sich auch sehr schön an Details beobachten, dass das Hygienekonzept mitunter Schall und Rauch ist, wenn beispielsweise weiterhin die Spender für Soßen immer noch für jeden zugänglich sind. Dass nur rund die Hälfte der Besucher eine Maske tragen – fast schon geschenkt. Mehr muss man gar nicht mehr tun, um dem Corona-Virus zusätzlich beste Voraussetzungen für eine weitere Verbreitung zu bieten.

Was übrigbleibt, ist politische, toxische Debris. Dass man, so Büscher, enttäuscht ist, „zumal wir kurz vor dem dramatischen Anstieg der Pandemiezahlen wirklich noch guter Hoffnung waren“, lässt fast die Frage aufkommen, ob die Pandemie-Bekämpfung im Pforzheimer Rathaus aktuell überhaupt gut aufgehoben ist.

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Besim Karadeniz (bka), Jahrgang 1975, ist Autor und Erfinder von PF-BITS seit 2016. Er ist beruflich selbstständiger Web-Berater und -Entwickler. Neben PF-BITS betreut er mehrere weitere Online-Projekte und kann auf einen inzwischen über 25-jährigen Online-Erfahrungsschatz zurückblicken. Neben der technischen Betreuung von PF-BITS schreibt er regelmäßig Artikel und Kolumnen.