Violettes Licht für 65.000 Frühchen

Von links: Chefarzt Dr. Kai Siedler, Mama Calogera, Papa Ajnur und Heike Bitzer von der Elternberatung freuen sich über die Entwicklung der Frühchen Maria und Valeria (Foto: Helios Klinikum Pforzheim/Christina Schwara)

Helios Klinikum behandelt in eigenem Zentrum extrem frühgeborene Kinder.

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Mit einer violetten Beleuchtung macht heute Abend das Helios Klinikum Pforzheim auf den heutigen „Welt-Frühchen-Tag“ aufmerksam. Rund 65.000 Kinder werden jährlich in Deutschland zu früh geboren und benötigen eine besonders intensive Pflege, um die ersten Wochen zu überleben.

Rettung für extrem frühgeborene Kinder

In der 22. Schwangerschaftswoche kam Mama Calogera nach einer Blutung für weitere Untersuchungen ins Helios Klinikum Pforzheim. Es wurden eine Muttermundsschwäche und ein Fruchtblasenprolaps diagnostiziert. Es drohte eine unkontrollierte Extremfrühgeburt. Zur Überwachung wurde Mama Calogera stationär aufgenommen. „Ich war voller Sorge, da ich ohne meinen Mann im Krankenhaus war und wusste, dass etwas nicht stimmte,“ erzählt sie. „Erste Gespräche mit der Elternberatung des Klinikums, die Eltern in schweren Situationen begleitet und unterstützt, ermutigten mich.“

Beleuchtung am Helios Klinikum Pforzheim zum Weltfrühchentag

Damit die Zwillinge überleben können, führten die Ärzt:innen der Geburtshilfeabteilung eine spezielle Behandlung durch, um die noch unreifen Lungen der Kinder für die Atmung vorzubereiten. Am 17. Mai 2021 zeigte eine Blutuntersuchung erhöhte Entzündungswerte bei der Mutter. Die Zwillinge wurden sofort per Not-Kaiserschnitt geholt. Das war 17 Wochen vor dem errechneten Geburtstermin. Maria hatte ein Geburtsgewicht von 600 Gramm und Valeria von 580 Gramm. „Als ich meine Töchter das erste Mal sah, war ich noch völlig benommen von der Narkose. Trotzdem war ich sehr ängstlich, weil wir nun von Tag zu Tag abwarten mussten, wie sich die Kleinen entwickeln.“

„Maria und Valeria waren mit ihrem geringen Gewicht und aufgrund der frühen Schwangerschaftswoche an der Grenze der Lebensfähigkeit. Für Eltern ist dies eine unvorstellbare Belastungssituation zwischen ständigem Hoffen und Bangen, dass keine Komplikationen auftreten,“ erklärt Dr. Kai Siedler, Chefarzt der Kinder und Jugendmedizin. „In den ersten Wochen denkt man nur von einem Tag zum Nächsten,“ weiß auch Marion Weber, leitende Oberärztin der neonatologischen Intensivstation, die den Eltern jeden Tag zur Seite stand.  

Calogera hat unter der Ungewissheit sehr gelitten. „Das hat mir das Team der Kinderintensivstation angemerkt und mir immer wieder Trost gespendet,“ erinnert sie sich. Kraft gegeben hat ihr auch der Beistand ihres Mannes Ajnur und Gespräche mit anderen Müttern von Frühgeborenen auf Station, die ähnliche Höhen und Tiefen durchlebten.

Ein Tiefpunkt für die Eltern war, dass bei beiden Zwillingsmädchen eine Operation an den herznahen Blutgefäßen notwendig war, die im Juni erst bei Maria, dann bei Valeria durchgeführt wurde. Der Eingriff bei den noch sehr kleinen Mädchen verlief, dank der guten Zusammenarbeit zwischen den Spezialisten des Helios Klinikums mit den Kinderherzchirurgen der Universität Heidelberg, ohne Komplikationen. Nachdem die OP überstanden war, besserte und stabilisierte sich der Zustand der Frühchen zusehends. Die Eltern waren voller Hoffnung und kamen weiter täglich zu Besuch. „Die Pflegekräfte haben Maria und Valeria behandelt wie eigene Kinder und auch die Ärzte waren alles andere als distanziert. Sie waren nicht nur als Mediziner, sondern auch menschlich immer für uns da,“ ist Calogera dankbar.

Für die Eltern gab es noch einen Rückschlag, als sie Quarantäne-bedingt nicht zu Besuch kommen konnten. Doch das Pflegeteam der Kinderintensiv-Station fand gemeinsam mit der psychosozialen Elternberatung hierfür schnell eine Lösung: Sie schickten den Eltern täglich Fotos der Frühchen – insgesamt 178 Stück – sodass Calogera und Ajnur immer sehen konnten, wie es den beiden geht.

Entlassen werden Frühchen in der Regel frühestens zum errechneten Geburtstermin. In den letzten Wochen vor der Entlassung konnte ein wichtiger Meilenstein erreicht werden: Maria und Valeria waren stabil und konnten ohne maschinelle Unterstützung atmen. Die Eltern wünschten sich endlich einen normalen Alltag zu Hause mit ihren Zwillingen. Doch um entlassen zu werden, mussten die Zwillinge nach Monaten, in denen die Milch über eine Sonde direkt in den Magen verabreicht wurde, noch eigenständig trinken. Nach fast 4 Monaten stand der Entlassung nichts mehr im Wege: Am 30.08. durften die Eltern Maria mit 2.330 Gramm und Valeria mit 2.070 Gramm mit nach Hause nehmen.

„Obwohl wir so lange auf diesen Moment hingefiebert haben, waren die Gefühle doch durchwachsen. Wie wird es, wenn die Kleinen nicht mehr rund um die Uhr überwacht werden und keine Ansprechpartner mehr vor Ort sind?“ fragten sich die Eltern. Doch auch nach der Entlassung sind die psychosoziale Elternberatung und das Helios Team für die Eltern da und beantworteten immer gerne alle offene Fragen.

Im weiteren Verlauf betreut die Entwicklungsneurologische Ambulanz des Helios Klinikum alle Kinder, die mit einem Geburtsgewicht von unter 1.500 Gramm auf die Welt gekommen sind sowie schwerkranke Neugeborene, bis zu ihrem zweiten Lebensjahr. Regelmäßig wird dort ausführlich untersucht, ob die Entwicklung, z. B. Bewegung, Sprache, Sehen und Hören etc. dem Alter des Kindes entspricht oder ob eine Förderung benötigt wird. Den ersten Termin haben auch Maria und Valeria bereits erfolgreich hinter sich.

Quelle(n): pm

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Besim Karadeniz (bka), Jahrgang 1975, ist Autor und Erfinder von PF-BITS seit 2016. Er ist beruflich selbstständiger Web-Berater und -Entwickler. Neben PF-BITS betreut er mehrere weitere Online-Projekte und kann auf einen inzwischen über 25-jährigen Online-Erfahrungsschatz zurückblicken. Neben der technischen Betreuung von PF-BITS schreibt er regelmäßig Artikel und Kolumnen.