Jährliche Erinnerung an den "vereitelten Glockenraub von Dillweißenstein". (Lesezeit: 3 Minuten)
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Wer braucht schon Feuerwerk, wenn man Glockenläuten kann? So wie die Vorsitzende des Bürgervereins und Stadträtin Petra Bösl verbinden viele Dillweißensteiner mit dem Glockenläuten im Türmle zu Neujahr eine Botschaft des Zusammenhalts und der Zuversicht. „Es ist in unserem geliebten Stadtteil zur schönen Tradition geworden, allen Bürger*innen auf diese wohlklingende Weise ein gutes neues Jahr zu wünschen“, so Petra Bösl.
Seit mittlerweile 41 Jahren feiern die Dillweißensteiner mit diesem Neujahrsbrauch den „Triumph über die Stadtoberen beim 1981 vereitelten Glockenraub“. Das Pforzheimer Kulturamt hatte damals das Technische Hilfswerk (THW) damit beauftragt, die „ausgediente“ Alarm- und Totenglocke im Dillsteiner Türmle direkt an der Hirsauer Straße in einer Nacht- und Nebelaktion ins Heimatmuseum nach Brötzingen zu verfrachten.
Voll des Stolzes ließ sich das Dillweißensteiner Urgestein Günter Haug das Anläuten um Punkt 0 Uhr auch dieses Jahr nicht nehmen. Er war es, der damals dem in den frühen Morgenstunden mit Kranwagen vorgefahrenen THW beim heimlichen Ausbau der Glocke auf die Schliche kam. Auch Metzgermeister Eugen Ast nahm die THW-Mannen beim Vesperholen in seiner gegenüberliegenden Metzgerei ins „Verhör“, worauf diese den Geheimauftrag der Stadt dann endgültig gestanden. Die Räuber waren überführt. Schnell wurden die damaligen Stadträte Gerhard Hahn und Hermann Kling mit auf den Plan gerufen. Und so konnten die Dillweißensteiner in einem kurzerhand und entschlossen organisierten Volksaufstand ihr „Glöckle“ verteidigen und mit vereinter Manneskraft wieder in den Glockenstuhl wuchten. Damit im Rathaus keiner mehr auf die Idee kommt, das „Glöckle“ hätte ausgedient, wird seither Jahr für Jahr Punkt 0 Uhr mit „handgemachtem“ Glockengeläut das neue Jahr begrüßt. Das Handseil zum Ziehen der Glocke hat vor einigen Jahren der Bürgerverein gestiftet.
„Es ist schön zu sehen, wie sich hier alljährlich Jung und Alt für diesen Brauch zusammenfinden und was entstehen kann, wenn die Dillweißensteiner im wahrsten Sinne des Wortes gemeinsam an einem Strang ziehen“, so Günter Haug. Dies stimme auch für aktuell im Stadtteil anstehende Themen wie beispielsweise die Zukunft des Nagoldfreibads sehr zuversichtlich, so Haug weiter.
Quelle(n): pm