Bürgerempfang der Stadt nach zwei Jahren Pandemiepause

Bürgerempfang 2022 im CongressCentrum am 17. Juli 2022

OB Boch fordert, geschlossen als Stadtgesellschaft "gemeinsam an einem Strang" zu ziehen.

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Größere Überraschungen fielen im Bürgerempfang der Stadt Pforzheim am Sonntag weitgehend aus, auch wenn Oberbürgermeister Peter Boch in seiner Rede, die von der bemühten Moderatorin Anja Lang als „Highlight der Veranstaltung“ angekündigt wurde, bewusst tief stapelte: „Mal schauen, wie eingerostet ich nach zwei Jahren ohne einen solchen Empfang bin.“ Rund 670 Menschen waren der Einladung der Stadt für den ersten Bürgerempfang nach 2019 gefolgt, der den ausgefallenen Neujahrsempfängen 2020 und 2021 nachfolgte.

Der Rede des Oberbürgermeisters vorausgegangen war ein, anders kann man es nicht sagen, PR-Film des Oberbürgermeisters mit schön montierten Bildern, dramatisch inszenierter Musik und erstaunlich direktem Framing. So wurden beispielsweise Szenen, wie OB Boch Corona-Schutzmaßnahmen besichtigte, mit den Worten untermalt, dass man den Menschen die „Freiheit zurückgegeben“ habe.

Deutlich tiefer stapelte Boch bei den wichtigsten Themen: „Leider sind wir noch immer in der Pandemie,“ so Boch, „und ehrlich gesagt, wir wissen auch nicht, wie sich die Lage im Herbst und Winter entwickeln wird.“ Man sei „viel erfahrener“ im Umgang mit dem Virus, sei „geimpft, geboostert oder gar genesen“. „Die meisten von uns zumindest“, so Boch entwaffnend. Man dürfe daher nicht nachlässig werden und er verband dies mit einem Dank an alle, die in den „schwersten Stunden dieser Pandemie und auch heute noch für uns da waren und sind“.

Den globalen Herausforderungen wie den Auswirkungen des Ukraine-Krieges, den wirtschaftlichen Auswirkungen, dem Klimawandel, der hohen Inflation und den „unterbrochenen Lieferketten“ müsse man sich „konsequent und geschlossen“ stellen. „Denn es geht um nicht weniger als die Zukunft unserer Stadt“, so Boch. Und diesen Herausforderungen könne man nicht nur meistern, sondern man müsse und werde sie meistern. „Wenn wir gemeinsamen an einem Strang ziehen. Geschlossen als Stadtgesellschaft.“

Reuchlin als Vordenker, Pionier und Visionär

Auf das Reuchlin-Jahr und auf Johannes Reuchlin bezogen spannte Boch einen Bogen auf das Hier und Heute. An ihm sollte man als Stadtgesellschaft ein Beispiel nehmen, „mutig nach vorne blicken und neue Wege beschreiten.“

„Lassen Sie uns stolz auf unsere Stadt sein“, so Boch. „Und lassen Sie uns diesen Stolz auch nach außen tragen. So wie wir unseren Stolz auf unseren berühmtesten Sohn im laufenden Reuchlin-Jahr gerade zeigen.

Bäderfrage mit Applaus und Gemurmel

Einen einsamen Klatscher in der ersten Reihe motivierte Bochs Schwenk auf die Bädersituation, als sich Boch auf den „klaren Arbeitsauftrag des Gemeinderates“ bezog: „Neubau eines Bades in Huchenfeld und eines Sportbades am alten Emma-Standort“. Um gleich im nächsten Satz ein Gemurmel in der gesamten Halle auszulösen mit dem Satz, der die aktuelle Diskussion im Gemeinderat symbolisiert: „Daran arbeiten wir, so lange bis wir fertig sind oder der Gemeinderat seine Meinung ändert“.

„Zugreise“ durch die Stadt

In einer gedanklichen Zugreise nahm Boch die Zuhörer mit durch die Stadt der Zukunft, den derzeitigen Planungs- und Bauprojekten, von Enzauenpark bis zum Arlinger, von neu gebautem Römersteg bis zum Holzhybridhochhaus „Carl“. Von der Baustelle der Schlossberghöfe bis in höhere Lagen, um „potentielle Neubaugebiete“ oder die Weiterentwicklung des Tiergartenareals zu besichtigen – „selbstverständlich inklusive Kita“.

„Wir haben schon viel gemeinsam bewegt“, so Boch abschließend, „aber auch noch viel vor uns. Lassen Sie es uns zusammen anpacken. Ganz im Sinne Johannes Reuchlins ohne Angst vor der Zukunft, dem Unbekannten, dem Fremden, sondern mit Neugier und Freude auf das Neue.“

Bürgermedaille an Gisela Lotz

Weiterer Programmpunkt des Bürgerempfangs war die Verleihung der Bürgermedaille an Gisela Lotz, die nach ihrer Übersiedlung aus der DDR in die Bundesrepublik im Jahr 1986 Aufklärungsarbeit über das Leben in der ehemaligen DDR leistet. Sie beteiligt sich seit der Gründung des DDR-Museums an der Museumsarbeit und arbeitet beispielsweise bei Veranstaltungen und bei der Führung von Schulklassen und Interessierten durch das Museum tatkräftig mit. ausgezeichnet wurde.

Oberbürgermeister Peter Boch überreicht die Pforzheimer Bürgermedaille an Gisela Lotz

„Beharrlich und ausdauernd tragen Sie dazu bei, die hervorragende Qualität und Relevanz des DDR-Museums Pforzheim aufrecht zu erhalten“, so Boch in seiner Laudatio.

Unterhaltung mit Raphael Mürle und dem Musikverein Hohenwart

Bei der musikalischen Unterhaltung musste – aufgrund des „C-Wortes“ – kurzfristig umgeplant werden, anstatt des gesamten Orchesters interpretierten Ralph Gundel und Alex Kroll vortrefflich zwei erfrischende Jazzeinlagen.

Raphael Mürle wiederum ließ den Historiker Johannes Reuchlin zu Beginn des Empfanges gleich gänzlich als leicht mürrischen „Holzkameraden“ auferstehen und sprechen.

Bilder des Bürgerempfangs 2022 auf Ritschratsch-Klick.de

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Besim Karadeniz (bka), Jahrgang 1975, ist Autor und Erfinder von PF-BITS seit 2016. Er ist beruflich selbstständiger Web-Berater und -Entwickler. Neben PF-BITS betreut er mehrere weitere Online-Projekte und kann auf einen inzwischen über 25-jährigen Online-Erfahrungsschatz zurückblicken. Neben der technischen Betreuung von PF-BITS schreibt er regelmäßig Artikel und Kolumnen.