Die guten und weniger guten Seiten der „Mitfahrbänkchen“

'Mitfahrbänkchen' am Kupferhammer

Verkehrswende sollte nicht mit Bänkchen anfangen, sondern mit einem guten ÖPNV.

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Der aufmerksame Autofahrer wird die ersten „Mitfahrbänkchen“ bereits gefunden haben. Eines dieser Mitfahrbänke steht seit Mitte August am Kupferhammer und wartet auf Mitfahrer, die ihrerseits auf Fahrer warten, die bereitwillig anhalten und den Passagier womöglich mitnehmen auf ihre Reise. Der gestreckte Daumen nun passé?

Die Pforzheimer Bänke entstanden auf Initiative des Jugendgemeinderats und haben zunächst einen guten Sinn, nämlich den Umweltschutz. Sehr häufig fahren Autos nämlich nur mit einem Passagier an Bord, nämlich der Fahrer. Es ist eine Unart des Individualverkehrs, dass immer weniger Leute immer größere Autos auf immer kleiner werdendem Straßenraum bewegen und da ist es durchaus eine gute Idee, Autofahrer zu „Mitnehmer“ zu machen. Um es dabei für diejenigen, die mitgenommen werden möchte, einfacher zu machen, ist zur Signalisierung des Mitnahmewunsches nicht mehr der Daumen erforderlich, sondern das einfache Sitzen auf der Mitfahrbank und mehr oder weniger genug Sitzfleisch, bis ein Autofahrer dann auch hält und zufälligerweise in die gleiche Richtung fährt.

Während die Idee im Kleinen gut ist, hat sie eine problematische Komponente, nämlich die des offensichtlich unzureichenden Öffentlichen Personennahverkehrs, der vor allem in den ländlichen Räumen oftmals dazu führt, dass tagsüber nur noch stündlich ein Bus vorfährt und das auch nur, wenn es hell ist. Wenn wir tatsächlich eine Verkehrswende für den Klimaschutz anvisieren wollen, müssen wir uns genau darüber unterhalten, wie der Öffentliche Personennahverkehr so gestärkt werden kann, dass dieser auch für mehr Menschen attraktiv wird. Das muss nicht zwingend ein Linienbus sein, die Rufbus-Lösung von Südwestbus mit der Busverbindung zum Heim am Hachel ist so ein Mobilitätsexperiment.

So hübsch die Idee und die Außenwirkung des „Mitfahrbänkchens“ auch immer ist – eigentlich sollten wir sie nicht brauchen müssen.

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Besim Karadeniz (bka), Jahrgang 1975, ist Autor und Erfinder von PF-BITS seit 2016. Er ist beruflich selbstständiger Web-Berater und -Entwickler. Neben PF-BITS betreut er mehrere weitere Online-Projekte und kann auf einen inzwischen über 25-jährigen Online-Erfahrungsschatz zurückblicken. Neben der technischen Betreuung von PF-BITS schreibt er regelmäßig Artikel und Kolumnen.