Viele öffentliche Gebäude und Einrichtungen werden ab heute aus Energiespargründen nachts nicht mehr angeleuchtet. (Lesezeit: 5 Minuten)
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Die Stadt Pforzheim reagiert auf die aktuelle Energiesituation infolge des Krieges in der Ukraine und setzt ihren Energiesparkurs fort, so die Stadt in einer Mitteilung. Unter anderem verzichtet sie nachts auf die Anstrahlung einer ganzen Reihe von Gebäuden, Kunstwerken, Kirchen, Scheinwerfer- und Bodeneinbauleuchten sowie Wand- und Deckenleuchten. „Natürlich fällt uns dieser Schritt nicht leicht“, so Oberbürgermeister Peter Boch. „Denn die ausgewählten Beleuchtungen haben natürlich in normalen Zeiten ihren Sinn, sie schaffen Atmosphäre oder Komfort für Passantinnen und Passanten, aber sie sind nicht zwingend notwendig im Sinne der Verkehrssicherungspflicht.“ In der jetzigen Situation gehe es vor allem darum, zusätzlich zu den bereits getroffenen Maßnahmen den Energieverbrauch im Herbst und Winter noch weiter zu reduzieren. Die Objektanstrahlungen setzten bislang unter der Woche bei Einbruch der Dunkelheit ein und endeten um 23 Uhr, am Wochenende erst bei Tageseinbruch.
Der Leiter des Verwaltungsstabs Energie, Stefan Hauswirth, betont: „Vor einer Außerbetriebnahme von Objektbeleuchtungen muss grundsätzlich sichergestellt sein, dass sie nicht Teil der Straßenbeleuchtung sind und damit der Verkehrssicherheit dienen.“ Insgesamt 87 solcher Objektanstrahlungen wurden von der Stadt und dem hier zuständigen Grünflächen- und Tiefbauamt auf den Prüfstand gestellt. Neun davon werden ab dem heutigen Freitagabend außer Betrieb genommen, weil ihre Abschaltung über eine Rundsteueranlage, das heißt zentral, möglich ist. Es handelt sich um die Anstrahlung des Bezirksamts, der Barfüßerkirche, der Franziskuskirche, der Bogenbrücke (Hirsauer Straße), der Stadtkirche, der Schlosskirche, des Fußwegs und der Lichtstelen am Wallberg (hier wird es als Ersatz eine Straßenbeleuchtung mit niedrigster Helligkeitsstufe geben), der Herz-Jesu-Kirche sowie des Industriehauses.
Bei Objektanstrahlungen ohne Rundsteueranlage, das heißt bei dezentralen Leuchtstellen, müssen die Sicherungen direkt am Mast gezogen werden. „Der Verwaltungsstab Energie hat den Auftrag dazu erteilt“, erläutert Stefan Hauswirth. „Dies wird nun schrittweise durch die Stadtwerke umgesetzt.“ Es handelt sich um insgesamt 66 Anstrahlungen, darunter weitere Kirchen, Stelen und Kunstwerke (beispielhaft seien genannt die Skulptur Flößer, der Goldschmiedebrunnen, das World-War-Li-Memorial Denkmal, die Kunstwerke am Treppenaufgang zum Schloßkirchenpark, die Luthereiche , das Reuchlin-Denkmal, das Bertha-Benz-Denkmal oder die Trinkbrunnenskulptur in der Westlichen), Bodeneinbaubeleuchtungen sowie Scheinwerfer im Stadtgebiet (beispielsweise unter Sitzgruppen, Vorplätzen, Arkaden oder Bäumen). 12 Anstrahlungen werden aus Verkehrssicherungsgründen beibehalten.
Die Außerbetriebnahme der ersten neun Objektbeleuchtungen erfolgt am heutigen Freitagabend zeitgleich mit der symbolträchtigen „Earth Night“, in der die ganze Nacht über das künstliche Außenlicht reduziert und so ein Zeichen gegen die zunehmende Lichtverschmutzung gesetzt wird.
Getroffene Maßnahmen
In den letzten Wochen und Monaten wurden bereits eine Reihe von Energiesparmaßnahmen getroffen:
- Inbetriebnahme der wenigen vorhandenen Klimaanlagen in den Ratssälen und Besprechungszimmern der Rathäuser erst ab 26 Grad.
- Beheizung in Verwaltungsgebäuden nur noch maximal auf 19 Grad.
- Absenkung der Wassertemperatur in den drei Hallenbädern auf 26 Grad. Die Lufttemperatur wird auf 28 Grad eingestellt.
- Reduzierung der Temperatur in den Liegenschaften außerhalb der Betriebszeiten / Anpassung Beleuchtungssteuerung in Fluren, Büros und Treppenhäusern.
- Reduzierung der Kälteleistung und Anpassung der Kaltgangtemperaturen für die IT-Infrastruktur und IT-Technikräume.
- Bei der Straßenbeleuchtung kommt bereits seit langen Energieeffizienz zum Tragen: Reduktion der Leistung in den verkehrsarmen Zeiten montags bis freitags zwischen 20.30 Uhr abends und 6.15 Uhr früh auf 50 Prozent der Leistung / samstags, sonntags und feiertags ausschließlich reduzierter Betrieb (50 Prozent Leistung). Zudem sind bereits eine Reihe von Straßen auf energiesparende LED-Beleuchtung umgestellt.
- Wegfall der Vordachbeleuchtung des Theaters an spielfreien Tagen (bei Spielbetrieb erfolgt die Abschaltung nach Auslass des Publikums) sowie weitere Kurzfristmaßnahmen innerhalb des Theaters
Ampelanlagen inzwischen geringe Stromverbraucher
In der bisherige Regelung bei den Ampeln gehen von 121 Lichtsignalanlagen (also ganze „Kreuzungen“/„Gruppen“) im Zeitraum zwischen frühestens 22 Uhr und 5:45 Uhr (an Sonntagen bis 9 Uhr) 44 Anlagen aus.
Da allerdings in viele Ampelanlagen bereits keine energieintensive Glühbirnen verwendet werden und viele Signalgeber über LED-Leuchtmittel verfügen, sind die Mehrkosten für den länger andauernden Betrieb „nicht mehr so“ maßgebend. Aktuell betrage der Anteil an Glühbirnen an den Lichtsignalanlagen nur noch 0,6 Prozent, während 77,3 Prozent mit LED-Leuchtmittel bestückt seien. Die restlichen 22,1 Prozent der Ampelanlagen sind mit der stromsparenden 10-Volt-Technologie ausgerüstet, die in den 1990er Jahren eingeführt wurde.
Quelle(n): pm