Wer, wie, was, wieso, weshalb, warum... funktionieren automatisch öffnende Parkschranken in Pforzheim? (Lesezeit: 4 Minuten)
Hinweis: Dies ist ein Archivbeitrag.
Dieser Beitrag ist im Archiv von PF-BITS. Hier eventuell angegebene Telefon- und Kontaktmöglichkeiten sowie Terminangaben sind möglicherweise nicht mehr aktuell.
Die Verblüffung für Autofahrer ist gar nicht so gering: Da zieht man als Autofahrer bei der Einfahrt in ein Parkhaus das obligatorische Ticket, erledigt seinen Termin, zahlt seine Parkgebühren am Ticketautomaten und möchte dann bei der Ausfahrt mit dem bezahlten Ticket die Ausfahrtschranke öffnen. Doch dann, die Schranke öffnet sich wie von Geisterhand automatisch. So mehrfach gesehen an mehreren Parkhäusern und Tiefgaragen, unter anderem am Busbahnhof, der Bertha-Benz-Halle und in der Tiefgarage des Marktplatzes und CCP/Stadttheater.
Das weckt bei uns dann die berühmte Die-Sendung-mit-der Maus-Nase, die bei Nachrichtenleuten bekanntlicherweise recht ausgeprägt vorhanden ist. Ein Fall für eine ausgiebige Vor-Ort-Recherche. Stellen Sie sich einfach vor, dass dies nun eine Folge der Sendung mit der Maus ist …
Der naheliegendste Versuch, nämlich einfach mit einem unbezahlten Ticket vor der Ausfahrtschranke zu stehen, führt zu nichts – die Schranke öffnet sich nicht. Vor und zurück… nichts passiert. Offenkundig weiß hier jemand, dass unser Parkticket noch nicht bezahlt ist. Doch wie weiß man das? Das Parkticket selbst besteht aus einfachem Karton und hat weder Magnetstreifen noch irgendetwas, was senden könnte.
Beobachtet mich da jemand, wie ich mit dem bezahlten Ticket zum Auto laufe und lässt mich dann heraus? Auch das haben wir getestet, in dem wir das Ticket bezahlt haben, dann aber wieder aus der Tiefgarage herausgegangen sind, um draußen das Ticket einem Kollegen in die Hand zu drücken, der dann ebenfalls, Simsalabim, automatisch die Schranken geöffnet bekam bei der Ausfahrt.
Schnelle Ausfahrt mit „Fast exit“
Also gut, wir gaben und geschlagen und wollten es nun direkt wissen. Flux eine E-Mail an das Unternehmen Park Service Hüfner aus Stuttgart geschrieben, das im Auftrag der Stadt diverse Parkhäuser betreibt, darunter die oben genannten. Und heraus kommt eine gar interessante Technik:
„Bei Anforderung eines Parktickets an der Einfahrt wird eine sogenannte Vorgangsnummer erzeugt und dem Ticket zugeordnet“, so Anke Meisenbacher, Objektleiterin und Prokuristin bei Park Service Hüfner. „Gleichzeitig wird über die für die Kennzeichenerkennung installierte Kamera das Kennzeichen gelesen und dieser Vorgangsnummer zugeordnet.“ Damit sind Ticket und Auto miteinander „verheiratet“. „Fast exit“ nennt Park Service Hüfner dieses Verfahren, bei dem neben einem Ticketautomaten, mehreren Kameras, Schrankensystemen auch noch ein flottes Zusammenspiel der Gerätschaften untereinander erforderlich ist.
Wird dann später das Ticket bezahlt, „weiß“ das System, dass nun das dazu gespeicherte Autokennzeichen seinen Obolus entrichtet hat. Kann dann eine weitere Kamera an der Ausfahrt erfolgreich das Kennzeichen des ausfahrtwilligen Fahrzeugs lesen, wird in Windeseile die dazugehörige Vorgangsnummer ermittelt, der Zahlungsstand geprüft und bei positivem Ergebnis die Schranke automatisch geöffnet.
Übertölpeln lässt sich das System übrigens nicht: Unsere „Gegenprobe“ mit zwei Autos und vertauschtem Ticket funktioniert tatsächlich nicht, die Schranken öffnen sich für beide Fahrzeuge nicht, sondern in diesen Fällen müssen die Autofahrer beider Fahrzeuge die Schranke mit dem klassischen Einstecken des Tickets öffnen. Dafür gibt es aber einen angenehmen Nebeneffekt, so Meisenbacher: „Ein positiver Nebeneffekt dieser Technik ist, dass bei einem Verlust des Parktickets über das Kennzeichen ein neues Parkticket am Kassenautomat erstellt werden kann mit identischen Einfahrtsdaten.“ Was also in anderen Parkhäusern im Falle eines Malheurs empfindlich Geld kostet, geht hier angenehm einfach.