„Nur wenn wir wissen, wo wir herkommen, können wir humanistische Werte bewahren und leben.“

Gedenkfeier zum 9. November auf dem Platz der Synagoge, von links: Rami Suliman (Vorsitzender Jüdische Gemeinde Pforzheim), Mosche Yudelevitch (Rabbiner), OB Peter Boch (Foto: Stadt Pforzheim/Susanne Herrmann)

Gedenkveranstaltung zum 84. Jahrestag der Reichspogromnacht.

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Die Stadt Pforzheim hat heute gemeinsam mit der Jüdischen Gemeinde Pforzheim dem 84. Jahrestag der Reichspogromnacht gedacht – jenem traurigen Tag, an dem in ganz Deutschland jüdische Synagogen brannten, geschändet und zerstört wurden.

Die Gedenkveranstaltung fand um 11:30 Uhr im Volksbank-Haus statt. Nach der musikalischen Eröffnung der Veranstaltung durch Fenella Bockmaier mit dem Titel „Theme from Schindler‘s Liste“ von John Williams am Klavier, sprach Oberbürgermeister Peter Boch zu den Anwesenden. In seiner Begrüßung hob Oberbürgermeister Peter Boch die Bedeutsamkeit des gemeinsamen Gedenkens und Erinnerns gerade in heutiger Zeit hervor: „Nur wenn wir wissen, wo wir herkommen, nur wenn wir uns auch mit den Abgründen, den Katastrophen, den Verbrechen gegen die Menschlichkeit, zu denen Menschen und Gesellschaften fähig sind, auseinandersetzen, können wir humanistische Werte bewahren und leben.“ Dies sei heute nötiger denn je. „Wir müssen als Stadtgesellschaft den Worten und Taten von Antisemiten, Fremdenfeinden, Hetzern und Gewalttätigen gemeinsam entgegentreten“, appellierte OB Boch. Antisemitische Schimpfwörter, Vorurteile und Verschwörungstheorien dürften nicht hingenommen werden.

Schüler stellen Leben der Pforzheimerin Lore Perls vor

Im Anschluss stellten Schülerinnen und Schüler der Klasse 9a des Reuchlin-Gymnasiums in einer Präsentation das Leben der Psychotherapeutin Lore Perls geb. Posner vor, die mit ihrem Ehemann Fritz Perls die Gestalttherapie begründete. Als Tochter eines jüdischen Schmuckwaren-Fabrikanten war die gebürtige Pforzheimerin und ehemalige Schülerin des Reuchlin-Gymnasiums nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten zur Flucht gezwungen und emigrierte im Jahr 1933 zunächst nach Holland und später nach Südafrika. Aufgrund der dortigen Apartheidpolitik verließen sie 1947 das Land in Richtung New York. Einige ihrer engsten Verwandten, darunter ihr Bruder, erlebten und erlitten die Reichspogromnacht in Pforzheim. Lore Perls Mutter und Schwester wurden wie viele weitere Familienmitglieder in der Shoa ermordet.

Rabbiner Mosche Yudelevitch sprach das Gebet, bevor die Anwesenden sich gemeinsam auf dem „Platz der Synagoge“ versammelten. Abschließend erfolgte die gemeinsame Kranzniederlegung von Oberbürgermeister Boch, dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Pforzheim, Rami Suliman, und Rabbiner Mosche Yudelevitch direkt am Mahnmal auf dem „Platz der Synagoge“ an der Zerrennerstraße/Goethestraße.

Quelle(n): pm

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