Jury wählt Designers in Residence 2023

Jury wählt Designers in Residence 2023, von links: Leen Stoffels (Foto: Camille Willemaert), Xin Liu (Foto: Yuxi Lu), Andrea De la Peña (Foto: Khalid Amakran)

Die drei ausgewählten Designerinnen und Designer werden nun von April bis Juni 2023 in Pforzheim wohnen und im EMMA-Kreativzentrum Pforzheim an ihren Projekten arbeiten.

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Rund 280 Designerinnen und Designer aus 56 Ländern bewarben sich in diesem Jahr für das internationale Stipendienprogramm „Designers in Residence“ im EMMA-Kreativzentrum Pforzheim, das seit 2016 in Kooperation mit der Hochschule Pforzheim und dem Design Center Baden-Württemberg ausgeschrieben wird.

„In den letzten Jahren sind die Anzahl und die Qualität der Bewerbungen stetig gestiegen, was uns zeigt, dass der internationale Austausch und Freiraum, den wir mit Designers in Residence bieten, für junge Designerinnen und Designer nach wie vor sehr wichtig ist“, sagt Almut Benkert, Fachbereichsleiterin Kreativwirtschaft beim Eigenbetrieb Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim.

Vergangene Woche vergab die Jury, bestehend aus Prof. Karen Pontoppidan, Präsidentin der Akademie der bildenden Künste in München, Frederike Kintscher, Vizepräsidentin des Verbands Deutscher Industriedesigner, und Louise Bennetts, Modedesignerin und Dozentin am Royal College of Art in London, die drei Stipendien für 2023: Xin Liu aus China, Leen Stoffels aus Belgien und Andrea De la Peña aus Mexiko werden von April bis Juni 2023 im EMMA – Kreativzentrum Pforzheim an ihren Projekten arbeiten. „Es war sehr spannend, die Einreichungen zu sehen, die qualitativ sehr hochwertig und divers waren und neue Perspektiven für die Modebranche und weitere Designbereiche aufzeigen“, so Jurymitglied Louise Bennetts.

Die belgische Textildesignerin Leen Stoffels schloss kürzlich ihr Studium an der Kunsthochschule KASK in Gent ab. In ihrem Masterstudium spezialisierte sie sich auf das Stricken und entwickelte dabei ein modulares System, bei dem die Form des Textils je nach Funktion mit eingestrickten Schlingen und Zugsystemen angepasst werden kann. Durch die Umsetzung dieser Technik in ein Kleidungsstück oder einen Gebrauchsgegenstand entsteht eine spielerische Interaktion zwischen dem Benutzer und dem Objekt. Bisher entwickelte Leen Stoffels mit dieser Technik Pullover und eine Tasche/Balaklava-Mütze. Während des Stipendiums möchte sie diese Technik weiterführen und auf andere Bereiche übertragen, um so beispielsweise eine Decke, die in einen Sessel oder ein Kissen umgewandelt werden kann, zu gestalten.

Der chinesische Schmuckdesigner Xin Liu möchte sich in seinem Projekt mit der „Schamkapsel“ (Hosenlatz) auseinander setzen und so die gängigen kulturellen Erwartungen an Männlichkeit hinterfragen. In der europäischen Geschichte entwickelte sich die Schamkapsel von der ursprünglichen Funktion als Bedeckung und Schutz für die männlichen Geschlechtsteile zu einem übertriebenen und massiven Objekt, mit dem die Männer prahlen konnten. Ausgehend von der Schamkapsel fragt Xin Liu: Welche Objekte nutzen Männer heutzutage, um ihre soziale Rolle zu konstruieren? Warum werden Menschen bestimmte Dinge abhängig vom Geschlecht zu- oder abgesprochen? Wie werden die Menschen in der Zukunft das aktuelle Männerbild bewerten? Wie begründen Männer, wenn sie sich anders kleiden, als die Gesellschaft von ihnen erwartet? Während des Stipendiums möchte er zeitgenössische „codpieces“ schaffen und dabei mit unterschiedlichen Elementen spielen, die als geschlechtsspezifisch definiert werden, wie etwa Fußballtrikots, Militäruniformen, Perlen oder Stickereien.

Die mexikanische Materialforscherin Andrea De la Peña möchte sich mit den Effekten der massenhaften Produktion von elektronischen Geräten beschäftigen und sich der Thematik anhand einer Materialforschung nähern: „Durch die Verwendung von Materialien als Kommunikationsmittel möchte ich eine kritische Auseinandersetzung mit der Produktion von elektronischen Geräten ermöglichen und mit neuen Materialien Perspektiven für die Verwertung von Elektroschrott aufzeigen“, erklärt Andrea De la Peña. Während des Stipendiums möchte sie verschiedene Techniken ausprobieren, um Texturen, Muster und Strukturproben aus Elektroschrott zu extrahieren, die in Materialanwendungen resultieren können. Das Ergebnis ihrer Recherche möchte sie in einer Installation präsentieren.

Für den Zeitraum des Stipendiums erhalten die Designerinnen eine kostenlose Unterkunft sowie eine monatliche finanzielle Förderung. Darüber hinaus können die Stipendiatinnen und Stipendiaten die Infrastruktur und die Angebote der Fakultät für Gestaltung der Hochschule Pforzheim im Rahmen des Stipendiums nutzen. Im Anschluss werden die Ergebnisse in Ausstellungen im EMMA-Kreativzentrum präsentiert.

Quelle(n): pm

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