Bei der 40. Prunksitzung der Leutrum Garde verabschieden sich zwei Würmer Urgesteine.
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So oft wie an diesem Abend gab es in den vergangenen 40 Prunksitzungen der Leutrum-Garde noch keinen stehenden Applaus. Grund hierfür war der Abschied von zwei langjährigen Aktiven des Spielmannszugs aus Würm, die sich in den karnevalistischen Ruhestand begaben: Manfred Ott, Moderator der jährlichen Prunksitzung seit der ersten Stunde und Büttenredner Sigfried Bähr verabschiedeten sich am Samstag von ihrem Publikum.
Doch der Reihe nach: Nach dem Einzug der Musikerinnen und Musiker auf die Bühne wurde das aktuelle Prinzenpaar Nicole II. (Schultze) und Stefan III. (Eppers) empfangen, welche die Gäste in der komplett ausverkauften Würmtalhalle begrüßten. Und sogleich durfte auch Sigfried Bähr auf die Bühne, der von Ott „10 Minuten bekommen hat für seinen Vortrag“.
Hier gleich das erste Gelächter, weil jeder im Saal wusste, dass dieses Zeitlimit bei ihm eher als Empfehlung und nicht als Vorgabe stehen würde. Jahrelang hat er das Ortsgeschehen auf humorvolle Weise auf die Bühne gebracht, mal als Feuerwehr-Kommandant oder als Jäger. Es wurden Lieder umgetextet oder Reime gemacht, Sigfried Bähr wusste immer irgendwas zu erzählen.
So erzählte er auch an diesem Abend von seiner ersten weiblichen Bekanntschaft, welcher er Geld für eine Schönheits-Operation geliehen und die Investition bis heute nicht wieder gesehen hat, weil er sie nicht mehr erkannte.
Und er zieht über andere Ortschaftsräte her, die zum Beispiel „mit dem Roller an seinem Haus vorbeifahren dass die Gullideckel klappern und durch die starke Vibration seiner Frau schon 37 Sammeltassen aus dem Regal gefallen sind“. Er freut sich über jüngere Mitglieder im Ortschaftsrat, welche die sogenannten „Kukident-Räte“ abgelöst haben und stellt fest, dass der Raum nach der Sitzung nicht mehr so nach Mottenkugeln riecht. Auf die Melodie von „Tulpen aus Amsterdam“ singt er eine musikalische Liebeserklärung an seine Lieblingsmetzgerei und endet mit dem Abschieds-Klassiker „My Way“ bevor er von der Vereinsvorsitzenden Sindy Schulze eine kleine goldene Bütt überreicht bekommt.
Als „Würmer Neubürger“ kommt Peter Lohrer in den Saal und erzählt von den Schwierigkeiten, die man als Zugezogener in einer alt eingesessenen Dorfgemeinschaft so hat, auch wenn bei ihm das schon ein paar Jahre her ist. Nach einem flotten Gardetanz der Goldstadtfunken der Pforzheimer Faschingsgesellschaft PFG brachten dann die Guggegaiße aus Kieselbronn mit ihrer Musik die Halle zum beben.
Abschied von „Blinki“
Nach der Pause wurde Moderator Manfred Ott ein klein wenig aus dem Konzept gebracht, denn der sonst immer korrekte Ablaufplan der Veranstaltung wurde ohne sein Wissen geändert. Hier ließen sich für den Abschied von ihrem „Blinki“ – wie Ott liebevoll von seinen Vereinsmitgliedern genannt wird – die Aktiven der Leutrum-Garde etwas besonderes einfallen und einige kamen in schwarz-weiß gestreiften Kostümen auf die Bühne.
Stefanie Sparn, Sabine Walter und Regina Krieg sangen in Anlehnung an das bekannte Lied von Diether Krebs „Manfred my love“, selbstverständlich mit einem auf ihn zugeschnittenen Text. Und auch das beliebte Männerballett des Vereins kam in passenden Herren-Badeanzügen auf die Bühne und heizten dem Publikum in gewohnter Weise ein.
Mit Andrea Werner kam ebenfalls ein langjähriges Mitglied nach Würm und erzählte „Geschichten von Zuhause“ im Dialog mit ihrem Mann Erwin, verkörpert durch ihren Bruder Oliver Schmid. Mit gegenseitigen Sticheleien über das Gewicht oder Aussehen des anderen brachten sie die Halle zum Lachen und die sich wiederholende Warnung „Ganz dünnes Eis – Uffbasse!“ wurde schnell vom Publikum übernommen.
Die Formation „Flößer and Friends“ der Pforzheimer Faschingsgesellschaft PFG weckte dann Sommergefühle und nahm die Anwesenden mit einer fetzigen Musikmischung mit auf eine Reise an den Ballermann.
Weil er in 40 Jahren immer nur für andere einen Einmarsch zur Bütt bestellen durfte, nahm sich Manfred Ott dann an diesem Abend das erste Mal das Recht heraus, sich selbst anzusagen und stellte sich das letzte mal in die Bütt. Er erzählte von seinen Erinnerungen, als der Verein 1981 „mal was auf die Beine stellen wollte“ und das dann zu einer festen Größe im Vereinsleben wurde. In einer emotional gereimten Abschiedsrede verabschiedete er sich von seinem Publikum und zog dann auch sein schwarz-weiß gestreiftes Jackett aus, mit dem er die ganzen Jahre immer auf der Bühne stand. Seine Leutrum-Garde überreichte ihm ein goldenes Buch mit Abschiedsgrüßen von vielen närrischen Weggefährten sowie eine kleine Figur mit seiner typischen Jacke.
Ein Stromausfall war der Horror
Auf ein prägnantes Erlebnis in den 40 Jahren seiner Moderatorentätigkeit angesprochen, antwortete Ott spontan, dass das ein Stromausfall war, der kurz vor Beginn der Sitzung die Würmtalhalle dunkel werden ließ. Da aber glücklicherweise ein Elektriker vor Ort war, konnte dieser schnell beseitigt werden.
Wer die Nachfolge von Ott antreten wird bleibt zusammen mit den Namen des Prinzenpaares 2024 bis zur nächsten Prunksitzung ein gut gehütetes Geheimnis von Würm.
Bilder der 40. Prunksitzung der Leutrum-Garde finden sie bei www.ritschratsch-klick.de