Beide Organisationen fordern den Wegfall des umstrittenen Paragraphen 218 im Strafgesetzbuch zu Schwangerschaftsabbrüchen.
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Seit 1990 wird jährlich am 28. September der so genannte „Safe Abortion Day“ international gewürdigt. An diesem Tag soll mit Aktionen rund um den Globus daran erinnert werden, dass ein sicher durchgeführter Schwangerschaftsabbruch ein Recht für betroffene Frauen sein soll. In Pforzheim ist dazu der Schaukasten der Beratungsstelle Spotlight (hervorgegangen aus der Aidshilfe Pforzheim) in der Bahnhofsunterführung zusammen mit Pro Familia Pforzheim mit Informationen zum Thema Selbstbestimmungen und verschiedenen Forderungen gefüllt worden.
Die Entscheidung, ob eine Schwangerschaft fortgeführt wird, könne nur die schwangere Person treffen, so beide Organisationen in einer Mitteilung. Verankert ist der Schwangerschaftsabbruch in Deutschland jedoch im „völlig veralteten“ Paragraphen 218 im Strafrecht. Die „geschlechtsspezifische Kriminalisierung“ per Gesetz müsse „endlich ein Ende haben“. Reproduktive Rechte und eine optimale Gesundheitsversorgung gehörten zu den grundlegenden Menschenrechten und nicht ins Strafgesetz. An einer Reformierung des Paragraphen arbeitet derzeit eine Kommission der Bundesregierung, während beide Organisationen den kompletten Wegfall des Paragraphen fordern.
Die Kriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen habe auch in Deutschland negative Folgen: Die Gesundheitsversorgung einer ganzen Bevölkerungsgruppe sei beim Schwangerschaftsabbruch mangelhaft. Für Ärzte sei es abschreckend, sich in einer „rechtlichen Grauzone“ zu bewegen. Auch seien Schwangerschaftsabbrüche aufgrund des Straftatbestands kein Bestandteil des Medizinstudiums und der fachärztlichen Ausbildung.
Flächendeckender Zugang zu Abbrüchen gefordert
„Was wir brauchen sind ein flächendeckender Zugang zu Abbrüchen in ganz Deutschland, vor allem auch in Pforzheim“, so Julia Freiburg von pro familia Pforzheim. „Gerade vor dem Hintergrund des Erstarkens rechter Gruppierungen bzw. Parteien und den teilweise daraus entstandenen Regierungen müssen wir wachsam und laut bleiben“, ergänzt Claudia Jancura, Leiterin der Beratungsstelle Spotlight Pforzheim. Gefordert wird von beiden Organisationen eine flächendeckende reproduktive Gesundheitsversorgung, die Aufnahme von Verhütung und Schwangerschaftsabbruch in die Regelversorgung der Krankenkassen, umfassende staatliche Unterstützung für Familien, den Abbau von strukturellen Hürden wie beispielsweise Rassismus, Behinderten-, Trans- und Inter-Feindlichkeit und vor allem der Schutz der „körperlichen Autonomie anstelle von strafrechtlicher Entmündigung“.
Die Einschränkung von Reproduktionsrechten sei oftmals auch einer der ersten Schritte in der Beschneidung der Grundrechte von Minderheiten und marginalisierten Personen.