Zum Tode eines engagierten Fahrradaktivisten

Fahrradaktivist Andreas Mandalka alias 'Natenom' in Pforzheim

Der Straßenverkehr basiert auf einem rücksichtsvollen Miteinander. Etwas, an das Andreas Mandalka uns regelmäßig erinnerte.

(Lesezeit: 4 Minuten)

Auch wenn man Andreas Mandalka nicht wirklich kannte und ihn vielleicht am ehesten über seinen Kunstnamen „Natenom“ im Internet folgte, konnte man am gestrigen Abend nach den ersten Meldungen über einen tödlichen Verkehrsunfall mit Beteiligung eines Fahrradfahrers auf der Landesstraße zwischen Schellbronn und Neuhausen ein ziemlich dumpfes Gefühl bekommen. Das war zumindest bei einem Fahrradaktivisten auch der Fall, der sich nach den ersten Meldungen auf seinen Drahtesel schwang und nachschauen wollte, was da genau auf der bekannten „Hausstrecke“ von Mandalka passierte.

Die üblichen Fragen nach dem „Warum-Weshalb-Wieso“ wollen wir hier gar nicht anschneiden, das müssen Ermittlungsbehörden und Gutachter klären. Und auch die unappetitlichen Hinweise, man müsse ja nachts nicht auf einer Landesstraße Fahrrad fahren, haben wenig Substanz. Man darf das tun und wenn man das gut sichtbar tut, ist dagegen nichts einzuwenden.

Bei Mandalka war das Thema Sichtbarkeit im Straßenverkehr kein Thema – er war es. Mit quietschgelber Warnweste und seinem charakteristischen, selbstgebastelten Abstandhalter, der Autofahrern zeigte, wie der eigentliche Abstand zum Fahrradfahrer sein sollte. Das hatte tatsächlich etwas missionarisches, aber wenn eine Mission daraus besteht, anderen Verkehrsteilnehmern zu signalisieren, bitteschön rücksichtsvoll zu sein, dann war es eigentlich keine falsche. Dass Mandalka bei vielen Ansprachen bei Polizei und Behörden immer wieder auf taube Ohren stieß und viele von ihm initiierte Ermittlungsverfahren seinen durchaus glaubwürdigen Aussagen nach eingestellt wurden, ist Tatsache und führte letztlich dazu, all die Sachen irgendwann nur noch zur Kenntnis zu nehmen. Im warmem Auto sieht die Welt halt einfach aus und wenn man schnell an etwas langsamem vorbeifährt, hört man meist auch nicht viel.

Denn eigentlich haben Mandalkas „Frontberichte“ vor allem eines gezeigt: Nicht er ist der Grund für das Genervtsein von gefährlich überholenden Autofahrern, sondern deren Respektlosigkeit gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern.

Das müssen nicht immer nur Radfahrer sein, denn bei genauerer Betrachtung vieler Fotos und Videos von Mandalka zeigte sich regelmäßig, dass dann überholt wurde, wenn es eigentlich aufgrund des Gegenverkehrs nicht gehen dürfte. Während ein nicht „ganz genauer“ Überholvorgang mit dem Gegenverkehr oft nur zu einem abgefahrenen Außenspiegel führt, kommt es bei gestreiften Radfahrern sehr schnell richtig „zur Sache“. Bei allen anderen Versuchen, Mandalka mit möglichst gefährlichen Überholvorgängen unmittelbar zu gefährden, stellt sich eigentlich die Frage, ob diese gefährdenden Verkehrsteilnehmer überhaupt am Straßenverkehr teilnehmen sollten.

Ja, man hätte als Autofahrer durchaus genervt sein können von so manchen Manövern des Fahrradaktivisten. Aber stellen wir uns da bitte gleich die nächste Frage: Sind Fahrradfahrer möglicherweise von unserer Fahrweise genervt? Sie können nicht unmittelbar mit „Nein“ antworten? Dann denken Sie darüber nach, was Sie für sich dazu beitragen können, es besser zu machen. Und: Räumen Sie hin und wieder Müll am Straßenrand weg oder bringen gar einen am Straßenrand gefundenen Personalausweis zum Besitzer zurück, so wie es Mandalka tat?

Überholen ist, so wie schnell fahren, kein Recht, sondern ein Privileg, mit dem man als Verkehrsteilnehmer sehr sorgsam umgehen muss, so wie jeder Verkehrsteilnehmer nach der Straßenverkehrsordnung gehalten ist, gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern rücksichtsvoll zu sein. Fehler sind meist fatal und man darf es nicht provozieren.

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Besim Karadeniz (bka), Jahrgang 1975, ist Autor und Erfinder von PF-BITS seit 2016. Er ist beruflich selbstständiger Web-Berater und -Entwickler. Neben PF-BITS betreut er mehrere weitere Online-Projekte und kann auf einen inzwischen über 25-jährigen Online-Erfahrungsschatz zurückblicken. Neben der technischen Betreuung von PF-BITS schreibt er regelmäßig Artikel und Kolumnen.