Und war da nicht mal etwas mit einer angeblichen EU-Initiative zur Abschaffung der Zeitumstellung? Wir haben mal geschaut.
(Lesezeit: 4 Minuten)Alle Jahre wieder ist wieder im März Zeit dafür, mit unnützem Wissen zu glänzen, nämlich zur Umstellung von Winter- auf Sommerzeit. Das versuchen wir bekanntlicherweise deshalb, weil der eigentliche Hinweis zur Zeitumstellung so entwaffnend kurz ist. Aber fangen wir damit an, damit wir es hinter uns bringen können:
Die Sommerzeit Am jeweils letzten Sonntag des Monats März wird um 2 Uhr die Uhrzeit in und damit auch in Deutschland um eine Stunde vorgestellt auf 3 Uhr. In diesem Jahr ist das in der Nacht vom 30. auf den 31. März 2024.
Damit folgt: Um 2 Uhr wird es in der kommenden Nacht sofort 3 Uhr und damit ist die Nacht auch gleich um eine Stunde kürzer. Wenn Sie also morgen früh um zehn Uhr aufwachen und vorher nicht die Uhr umgestellt haben (und auch nicht auf eine Funkuhr oder ein Smartphone schauen), dann ist es in Wirklichkeit schon elf Uhr.
Wie war das eigentlich genau mit dem „Abschaffen“ in der EU?
Eine der absurdesten Possen, die die EU jemals produziert hat, ist der Versuch des einstigen EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker, die Zeitumstellung abschaffen zu wollen (wir hatten darüber letztes Jahr geschrieben). Dazu hatte er eine Umfrage als vermeintliche Argumentationsgrundlage gestartet, die am Ende eine überwältigende Zustimmung zu Junckers Vorschlag. Über 80 % der Teilnehmer an dieser Umfrage hätten dabei zugestimmt.
So ein fast sozialistisches Wahlergebnis hörte sich im Sommer 2018 zum Auffüllen des alljährlichen Sommerlochs beeindruckend an. Bei genauer Betrachtung hatte die abenteuerliche Feststellung, es sei Volkes Wille, die Zeitumstellung abzuschaffen, genügend Sprengkraft, um die Vertrauenswürdigkeit der EU komplett zu unterhöhlen.
Denn teilgenommen hatten an dieser besagten Umfrage im Sommer 2018 rund 4,6 Millionen Personen, die ausschließlich nur über das Internet abstimmen konnten. Das heißt: Jeder, der kein Internet hatte, war von vorneherein gar nicht in der Lage, abzustimmen.
Schaut man sich die Zahlen einmal an, wird es noch alberner: Denn 4,6 Millionen Personen hören sich viel an. Nimmt man jedoch als Basis die Zahl der Wahlberechtigten bei der Europawahl 2019 als Basis – da waren es rund 427 Millionen Wahlberechtigte – dann liegt die Teilnahme an dieser Abstimmung bei gerade einmal etwas über 1 Prozent. Gut 0,8 Prozent aller Wahlberechtigten in der EU haben also dafür gestimmt, dass die Zeitumstellung abgeschafft werden solle. Eine demokratische Legitimierung sieht anders aus, freundlich kommentiert.
Und nun? Liegt der Ball, nach den EU-Regularien, bei den EU-Teilnehmerländern. Hier müsste man sich auf einen einheitlichen Weg einigen, geebnet üblicherweise von der Ratspräsidentschaft, die jedes Jahr ein anderes EU-Land vorsieht. Naheliegend, dass es sehr viele andere, wichtigere Themen gibt und sich daher auf absehbare Zeit in Sachen Zeitumstellung nichts ändern wird.
Und mal ehrlich: Ist es nicht in Wirklichkeit ganz nett, während der Sommermonate in den Abendstunden etwas mehr Helligkeit genießen zu können?
Eine feine Sammlung unserer Hinweise zur Zeitumstellung und der vielen Versuche, hochwertiges Wissen dazu mitzuliefern, findet sich in unserem regelmäßig und vollautomatisch ergänztem PF-BITS-Archiv zum Begriff „Zeitumstellung“.