Kann man den Versuch, mit einem so genannten City Sign für Identität zu sorgen, eigentlich vermasseln? Klar, in Pforzheim.
(Lesezeit: 3 Minuten)Ob die Hafenstadt Trabzon an der türkischen Schwarzmeerküste nun eine schöne Stadt ist oder nicht, liegt im Auge des Betrachters. Zumindest gibt es Stellen in Trabzon, die eine atemberaubende Sicht auf Trabzon ermöglichen. Zum Beispiel von der „Boztepe Seyir Terası“, ein mehrere hundert Meter langer Panoramaweg, immerhin auf einer Höhe von rund 200 Metern über der Stadt. Eine zentrale Sehenswürdigkeit ist der Trabzon-Schriftzug vor dem malerischen Blick auf die Stadt und die Bucht. Ein so genanntes „City Sign“, das viele Städte zum Zwecke der Identifikation und als buchstäblich riesige Kulisse für Touristen an exponierten Stellen aufstellen.
Nun soll es hier aber nicht um Trabzon gehen, sondern um Pforzheim. Das sich seit vielen Jahren auch um eine touristisch verwertbare Identität bemüht, aber nicht über ein schwarz-weiß gehaltenes Logo eines eckigen Wappens und der Präsentation eines Sortierungszeichens – nichts anderes ist das „PF“ – herausgekommen ist.
Nach einem ersten Intermezzo am Weihnachtsmarkt hat nun das City Sign Pforzheims eine festinstallierte Variante an der Ecke Wurmberger Straße/Strietweg. Bitte wo? Schon allein die Presseeinladung erforderte einen Blick auf die Karte, denn wo bitteschön ist es hier schön, exponiert und gesegnet mit einem malerischen Blick auf genau die Stadt, für die das City Sign stehen soll? Fährt man am frisch aufgestellten Sign vorbei und weiß bis dato nichts von seiner Existenz, könnte man vor Staunen über diesen waschechten Sarkasmus fast das Lenkrad verreißen.
Dennoch war die Installation so wichtig, dass zum Termin immerhin Oberbürgermeister Peter Boch einlud. Und so steht das Ding also hier:
Selbst Hochzeitspaare sollen vor dem City Sign gesichtet worden sein und den Paaren sei alles Glück dieser Welt gegönnt, auch wenn sich die Frage in den Vordergrund drängt, mit welchem guten Gewissen man sich auf einen sandigen Boden vor einer ideenarmen Skulptur stellt, die einen Blick auf Zweckbauten des Haidachs und eine Tankstelle bietet? Freunde der (falschen) Theorie, dass Pforzheim eine „graue Maus“ sei, kommen hier voll auf ihre Kosten. Aus reiner Mutlosigkeit heraus das Nichts noch nichtiger machen.
Dabei wäre es sehr einfach gewesen, für diese Installation einen der besten Plätze für Fotos zu nutzen, auch auf dem Haidach, keine 250 Meter entfernt. Die Ecke Römerstraße/Kaulbachstraße nämlich bietet einen echten, malerischen Blick auf die Stadt, fast wie der Panoramaweg von Trabzon. Hier hätte das City Sign ein würdiges Zuhause gefunden und wäre eine echte „Wow!“-Attraktion für Besucher geworden. So ist es leider nur ein „Stellen wir es halt hier irgendwo hin“ geworden. Schade.