Lehren aus der Vergangenheit nur durch Erinnerung an die Shoa, so OB Boch.
(Lesezeit: 3 Minuten)Am 9. November 2024 jährte sich die sogenannte Reichspogromnacht in Deutschland zum 86. Mal. Ein trauriges Datum, das in die Geschichte eingegangen ist. Die Stadt Pforzheim und die Jüdischen Gemeinde veranstalten traditionell eine gemeinsame Gedenkveranstaltung, die in diesem Jahr am 11. November, 11.30 Uhr im Atrium des Volksbankhauses stattfand.
Oberbürgermeister Peter Boch hob die Bedeutung des Gedenkens hervor: „Wir können überhaupt nur dann Lehren aus der Vergangenheit ziehen, wenn wir uns an die Shoah erinnern. An das entsetzliche und unvergleichliche Grauen, das doch Menschenwerk war. Ein Werk, zu dem unzählige „normale“ Menschen beitrugen, und das im millionenfachen Massenmord an anderen normalen Menschen endete.“ Er stellte die Frage, wie die Erinnerung weiterhin bewahrt werden solle, wenn die letzten Zeitzeuginnen und Zeitzeugen nicht mehr da sind. „Wenn die letzten Zeitzeugen nicht mehr unter uns sind, wird die Verantwortung, ihre Geschichten zu bewahren, auf uns alle übergehen. Wir werden zu den neuen Trägern der Erinnerung – in unseren Familien, in unserem Umfeld, in unseren Institutionen.“
Anschließend stellte die Schülerin Zia Al-Qasim vom Reuchlin-Gymnasium das Thema „Digitale Zeitzeugenschaft“ vor. Dabei handelt es sich um ein Projekt des Deutschen Exilarchivs 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt. Die Klasse 10a des Reuchlin-Gymnasiums besuchte zuvor mit ihrer Lehrerin Frau Schlittenhardt das Deutsche Exilarchiv in Frankfurt, um die Ausstellung „Frag nach! Digitale Interaktive Interviews mit Inge Auerbacher und Kurt S. Maier“ zu besichtigen. Im Anschluss daran beschäftigten sie sich mit dem Thema Zeitzeugenschaft. Ihre Erkenntnisse präsentierten die Schülerinnen und Schüler im Rahmen der Gedenkveranstaltung im Volksbankhaus. Dabei wurden gezeigt, dass ein Dialog mit dem interaktiven Zeitzeugnis möglich ist. Abschließend sprach sich Zia Al-Qasim gegen das Vergessen aus: „Wir müssen diesen Menschen, die dieses unsägliche Leid erfahren mussten, es ertragen mussten, weiter eine Stimme geben. Ihnen weiter unser Gehör geben, dass sie nicht in Vergessenheit geraten.“
Musikalisch wurde die Gedenkfeier von Fenella Bockmaier am Klavier umrahmt, die die Titel „Melancholy Reflection“ von Mike Schoenmehl, „Solange die Kerze brennt“ von Andrey Makarevich und „Tempo di blues“ von Dick Kattenburg vortrug. Nach dem Gebet des Rabbiners Moshe Yudelevitz erfolgt die gemeinsame Kranzniederlegung von Stadt und Jüdischer Gemeinde direkt am Mahnmal auf dem „Platz der Synagoge“ an der Zerrennerstraße/Goethestraße.
Die Gedenkveranstaltung wird jedes Jahr von der Stadt Pforzheim gemeinsam mit der Jüdischen Gemeinde, der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Gemeinden (ACG) und Vertretungen Pforzheimer Schulen vorbereitet und in Zusammenarbeit und mit Unterstützung der Volksbank pur durchgeführt.
Quelle(n): pm