
Pforzheim zweitsicherste Großstadt in Baden-Württemberg vor Heilbronn. Registrierte Straftaten rückläufig.
(Lesezeit: 6 Minuten)Das zweitsicherste Präsidium in Baden-Württemberg ist nach der Polizeilichen Kriminalstatistik 2024, die am heutigen Donnerstag veröffentlicht wurde, das Polizeipräsidium Pforzheim, das für Pforzheim, den Enzkreis, Calw und Freudenstadt zuständig ist. Mit einer Häufigkeitszahl von 3.944 liegt es knapp hinter dem Polizeipräsidium Heilbronn (3.940). Die Häufigkeitszahl beschreibt die Kriminalitätsbelastung pro 100.000 Einwohner. Landesweit beträgt sie im Schnitt 5.180.
Unter den kreisfreien Großstädten steht die Stadt Pforzheim mit einer Häufigkeitszahl von 7.371 auf Platz 2 hinter Heilbronn (7.100). Unter den 35 Landkreisen steht der Enzkreis in punkto Sicherheit auf Platz 1 (2.826).
Die Anzahl der registrierten Straftaten im gesamten Bereich des Polizeipräsidiums Pforzheim ist im Vergleich zu den Vorjahren mit 24.366 Fällen rückläufig (2022: 22.616, 2023: 24.537). Die Aufklärungsquote lag bei 60,5 %. Etwas mehr als drei Viertel der Tatverdächtigen sind männlich. Der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen liegt mit rund 43 % auf dem Niveau von 2023.
Die Straftaten gegen das Leben liegen mit 27 Fällen über dem Vorjahresniveau (21). Bei mehr als der Hälfte handelt es sich um eine Versuchsstraftat. Ebenfalls gestiegen sind die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (876 Taten, 2023: 840). Die Aufklärungsquote dieser Fälle liegt bei 90 %. Die Taten finden zumeist im Internet statt.
Rückläufig gegenüber dem Vorjahr waren Körperverletzungsdelikte. Mit 3067 Fällen stellt dies jedoch immer noch den zweithöchsten Stand im Zehnjahresvergleich dar. Bei drei Viertel der Fälle handelte es sich um leichte Körperverletzungen. Festzustellen waren hier eine Zunahme bei nichtdeutschen und ein leichter Rückgang bei deutschen Tätern. Mehr als die Hälfte der Tatverdächtigen sind bereits polizeilich bekannt.
Jedes siebte Delikt im öffentlichen Raum ist ein Aggressionsdelikt. Erfreulich dabei: Auch bei den Aggressionsdelikten im öffentlichen Raum ist ein Rückgang zu verzeichnen. Mit 85,5 % konnten etwas mehr Delikte aufgeklärt werden als im Vorjahr. Bei Aggressions- und hier insbesondere Körperverletzungsdelikten sowie bei Bedrohungen spielen Messer als Tatmittel oft eine Rolle. Nahezu die Hälfte aller Straftaten mit Messer wurden im öffentlichen Raum begangen. 90 % der Täter sind männlich und fast drei Viertel bereits polizeilich bekannt. Im Jahr 2024 wurden beim Polizeipräsidium Pforzheim 150 Messerangriffe registriert.
Sachbeschädigung häufigste Fälle bei Straßenkriminalität
Im Bereich der Straßenkriminalität machen Sachbeschädigungen knapp die Hälfte aller Fälle aus. Diebstahlsdelikte sind mit nahezu 40 % vertreten. Der Schaden lag 2024 bei über zwei Millionen Euro. Nahezu zwei Drittel der Tatverdächtigen sind kriminalpolizeilich bekannt. Die Aufklärungsquote ist mit 22,6 % leicht rückläufig.
„Nach dem Anstieg der Fallzahlen bei Körperverletzungs- und Diebstahlsdelikten haben wir Ende 2023 sofort reagiert“, so Polizeipräsident Christian Dettweiler. „Das Konzept #SicherLeben werden wir weiter fortführen. Mit offener Präsenz, verdeckten Maßnahmen und gezielter Präventionsarbeit bieten wir den Tätern die Stirn. Dies ist keine einfache Aufgabe, jedoch konnten wir immer wieder Tatserien klären und Täter dingfest machen.“
Mehr Fälle bei Häuslicher Gewalt und Gewalt gegen Polizeibeamte
Fälle der „Häuslichen Gewalt“ weisen einen Anstieg um 4,9 % auf ein neues Zehnjahreshoch auf. Knapp 80 % der Opfer sind Frauen. Nach wie vor dürfte ein geändertes Anzeigeverhalten der Opfer mit ursächlich für den Anstieg sein.
Deutlich angestiegen ist die Gewalt gegen Polizeibeamte (2024: 203 Fälle, 2023: 221), womit auch hier ein negatives Zehnjahreshoch erreicht wurde. Etwa jeder zweite Täter stand bei der Tatausführung unter alkoholischer Beeinflussung. Mehr als drei Viertel der Tatverdächtigen waren bereits zuvor polizeilich in Erscheinung getreten.
Cybercrime und Fälle von „Falschen Polizeibeamten“ häufen sich
Im Bereich Cybercrime, also von Fällen im Internet, ist ein Anstieg von 8,2 % zu verzeichnen. Verantwortlich waren Anstiege beim Computerbetrug sowie bei Beleidigungen und Bedrohungen. „Die Digitalisierung schafft eine wachsende Angriffsfläche und die Entwicklung immer ausgeklügelter Angriffsmethoden, die Anonymität von Kryptowährungen und der Einsatz künstlicher Intelligenz erweitern die Möglichkeiten der Cyberkriminellen“ erläutert der Leiter der Kriminalpolizeidirektion Calw, Uwe Carl.
Die Fallzahlen der Betrugsmasche „Falscher Polizeibeamter“ haben sich mehr als verdoppelt. 88 % blieben im Versuchsstadium stecken. In 18 Fällen waren die Täter erfolgreich und machten durchschnittlich eine Beute von über 43.000 Euro. Die Schadenssumme beläuft sich auf 800.000 Euro. Da die Tatbegehung meist aus Callcentern im Ausland erfolgt, liegt die Aufklärungsquote bei 5,2 %. „Es ist bestürzend, wie skrupellose Täter ihre Opfer überrumpeln und unter Druck setzen“, so Carl. „Mit ständiger Präventionsarbeit, verdeckten Maßnahmen und guter Zusammenarbeit mit Behörden bleiben wir aber beharrlich am Ball.“
Weniger Rauschgiftkriminalität
Erwartungsgemäß halbiert haben sich die Fallzahlen der Rauschgiftkriminalität, was hauptsächlich auf die Cannabislegalisierung im April 2024 zurückzuführen ist. Im Jahr 2024 kam es im Bereich des Präsidiums zu zwei Rauschgifttoten (Vorjahr: elf).
44,8 % der Wohnungseinbruchsdiebstähle blieben im Versuchsstadium stecken, was sowohl auf die verstärkte Aufmerksamkeit der Bevölkerung als auch auf eine verbesserte technische Einbruchsprävention zurückzuführen ist. Mit 243 Straftaten im Jahr 2024 liegt man weiterhin deutlich unter dem Durchschnitt vor den Corona-Jahren.
Bei den 273 Fällen der Wirtschaftskriminalität belief sich der Schaden auf 13 Millionen Euro. Dies bedeutet sowohl bei den Fallzahlen als auch bei der Schadenshöhe einen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr.
„Jede Straftat ist eine zu viel“, so das Motto der Präventionsarbeit des Polizeipräsidiums Pforzheim. Im Jahr 2024 führte das Referat Prävention fast 1.400 Veranstaltungen durch und erreichte rund 38.000 Teilnehmer. Im Bereich der Kriminalprävention reicht die Bandbreite von Beratungen zu Sucht und Social-Media bis zu Einbruchsschutz und Vorträgen in der Seniorenprävention.
Quelle(n): pm