Viele Ideen des Fünf-Punkte-Plans zur Innenstadtbelebung sind gut. Nicht alle.
(Lesezeit: 4 Minuten)Erinnern Sie sich noch an den legendären Werbespot der Sparkassen und der fiktiven „08/15-Bank“? Darin gibt es einen köstlichen Trialog:
Chef: „Die Kunden laufen uns davon! Vorschläge?“
Mitarbeiter 1: „Wir verteilen bunte Fähnchen!“
Mitarbeiter 2: „Oder wir machen es wie die Sparkassen, persönliche Beratung …“ [etc.]
Chef: „Was brauchen Sie dafür?“
Mitarbeiter 2: „16.000 Filialen, 130.000 Berater …“ [etc.]
Chef: „Okay, wir machen das mit dem Fähnchen!“So in etwa mag man sich vorstellen, als es um die Entwicklung des Fünf-Punkte-Konzepts für die Belebung der Innenstadt ging und die Idee einer eigens anzuschaffenden „Bimmelbahn“.
Vorweg: Die ersten vier Punkte des Konzepts sind interessant, haben sich größtenteils bewährt und sind erstrebenswert, um die innerstädtischen Einzelhändler aktiv mit weniger Verwaltungskosten und mehr Einkaufsattraktion zu unterstützen. Aber es gibt so Fünf-Punkte-Pläne, die man liest, dann am Ende am fünften Punkt hängenbleibt und sich fragt: „Bitte was?“ Eine Bimmelbahn?
Nun ist das mit Bimmelbahnen einerseits eine bewährte Sache. Jeder Erlebnispark hat sie und für Veranstaltungen kann man sich als Kommune oder Veranstalter so ein Gerät mieten. Pro Tag ist man da mit rund 1.500 bis 2.000 Euro dabei. Wird bestellt, geliefert, man kann mit einem gepflegten Fahrzeug herumfahren und lässt es dann wieder abholen, fertig. Kinderaugen leuchten, Politiker lassen sich gerne am Steuer für die Zeitung fotografieren und es sieht ja eigentlich auch ganz nett aus, wenn man nicht das (erträgliche) Pech hat, direkt dahinter zu fahren.
Schafft man sich so ein Teil selbst an, steht dahinter eine Investition, die, ganz vorsichtig geschätzt, nicht unter 200.000 Euro laufen dürfte, wenn es sich um eine gestandene und straßentaugliche Ausführung handeln soll. In Sachen Pflege und Wartung eines Fahrzeuges, das die meiste Zeit herumsteht, dürfte man, wenn man den Wartungs- und Versicherungsaufwand von gewerblichen Fahrzeugen zur Personenbeförderung ansetzt, mit mindestens 15.000 Euro pro Jahr dabei sein. Das Ding muss jährlich zur Hauptuntersuchung und wenn ein Satz neuer Reifen fällig wird, ist man gleich mit 22 Stück dabei, wenn man ein Zugfahrzeug mit sechs Rädern und zwei Wagen mit je vier Doppelrädern ansetzt.
Sprich: Wer so eine Bimmelbahn kauft, muss sie auch ordentlich bewegen, um die Kosten zu amortisieren. Das dürfte einem Erlebnispark durchaus gelingen, aber kaum einer Stadt, die dieses bunte Gespann die meiste Zeit (dann hoffentlich) in einer Halle einmotten muss.
Denn klar dürfte auch sein: Die Betreiber des öffentlichen Nahverkehrs werden sehr genau darauf schauen, was die Stadt hier mit einer kostenlosen Minibuslinie von Bahnhof bis Sedanplatz in der Innenstadt veranstalten will. Und sie dürften sicherlich auch die Frage in den Raum stellen, was so ein Show-Gefährt auf Busspuren zu suchen hat, die per Gesetz dem öffentlichen Personennahverkehr vorbehalten sind und auch dringend dafür gebraucht werden. Und auch der geplagte Autofahrer, der sich auf die Zerrennerstraße verirrt, wird sich dann so seine Gedanken darüber machen, wenn ihn im Jahr der OB-Wahl im täglichen Verkehrsstau rechts die städtische Bimmelbahn überholt.